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Feuer, bitte!

Feuer, bitte!

Zur Psychologie der Anti-Raucher-Lobby
Von Adam Soboczynski

Um gleich ein Missverständnis beiseitezuräumen. Es ging bei der Abstimmung über ein totales Rauchverbot in Bayern ganz offenkundig nicht darum, eine Belästigung, die durch Raucher und ihr Laster verursacht wird, zu beseitigen. Vom Rauchen wird kaum mehr jemand belästigt. Man muss schon die finstersten Kneipen aufsuchen, räudig in Rotlichtmilieus sich herumtreiben oder in Berlin wohnen, um noch auf einen Raucher in geschlossenen, öffentlichen Räumen zu stoßen. Es muss aber selbst in dieser verkommensten, wunderbarsten aller deutschen Städte jemand schon arg viel Fleiß an den Tag legen, um etwa noch ein Restaurant in Neukölln oder im Wedding zu finden, in dem geraucht wird. In den Zügen wird seit Jahren nicht geraucht, in den Büros nicht, zu Hause nur noch auf dem Balkon.
Wer heute Rauch abkriegt, muss mit allergrößter Entschlossenheit die Belästigung gesucht haben, die er dann bebend beklagt.
Verräterischerweise ging es bei der Abstimmung um das Rauchverbot in Bayern ja auch gerade darum, die letzten kleinen, zumeist eh unsichtbaren Ausnahmen, die man für das Laster notgedrungen erfand, auszumerzen. Kleine Nebenräume in Gaststätten etwa, die ein Nichtraucher mit guten Gründen zu betreten vermeidet.


Es muss aus irgendeinem Grund aber kurzer Prozess gemacht werden, und die Unbarmherzigkeit, die hier exorzistisch am Werk ist, hat bereits vor Jahren der Wiener Kulturwissenschaftler Robert Pfaller hellsichtig analysiert. Abseits der ausgetretenen Pfade des Rechts- und Gesundheitsdiskurses hat er einen Wandel unseres Verhältnisses zum Heiligen ausgemacht (Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft: Symptome der Gegenwartskultur. Frankfurt am Main 2008).
Die mondäne Art, mit der die Frauen einst die Männer um Feuer baten in diversen Filmen, ein Blick, eine Geste, dank derer sich der gesamte Handlungsverlauf dann wie von selbst ergab, werde heute nicht mehr recht verstanden. Kein Glanz gehe vom Abenteuer aus, keine Festung werde erobert, kein Tabu gebrochen. Große Heiligtümer seien der verbotene, der flüchtige Sex und die Laster einst gewesen. Zum Heiligen, so Pfaller, gehörte, dass man es verdammte und verehrte gleichzeitig. Der Rauch war erotisiert in seiner Doppelbödigkeit. Die mondän Rauchende war Hure und Engel zugleich, schmutzig und rein, abstoßend und anziehend.


Es war die Unvernunft selbst, die sich Bahn brach und die seit je ganz unökonomisch ist. Sie behinderte, stets zum Ärger aller Reformer, das kapitalistische Räderwerk. Eine Affäre, leidenschaftlich, kopflos angegangen, ließ den Angestellten während der wertvollen Arbeitszeit mit unterdrückter Unruhe aus dem Fenster blicken, statt zu arbeiten. Der Wein oder das Weizenbier in der Mittagszeit, die man sich heute verkneift, sorgten noch vor wenigen Jahren nicht für den größten Arbeitseifer. Sie waren überfl?ssig, waren Luxus, den man sich zu leisten heute schämt. Alles, was noch vor einigen Jahren als mondän galt, gilt heute als schmutzig.


Womöglich aber ist der asketische Wahn nur invertierte Lust, ist man auf vulgäre Weise lustfixiert, weshalb man die Laster weit von sich weist, wie es nur vom Geschlechtsdrang gepeinigte Priester tun. Die reine Vernunft wehrt panisch den Teufel ab, der einen doch umklammert hält.


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