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Stemberger verlässt nach Strache-Protest "Jedermann"


2015-15-12 Kurier

Stemberger verlässt nach Strache-Protest "Jedermann"

Gert Korentschnig

Nach der Aufregung über die Internationale spielt Katharina Stemberger nicht mehr am Salzburger Domplatz.     


Es war einer der größten Aufreger des Kulturjahres 2015: Fünf Takte Internationale beim Salzburger "Jedermann" als Reaktion auf den Besuch einer FPÖ-Riege rund um Heinz-Christian Strache.
Die Schauspielerin Katharina Stemberger machte die spontane Aktion der Formation ensemble013, die vom Publikum unbemerkt geblieben war, auf ihrer Facebook-Seite erst publik.
Das Festspiel-Direktorium, bestehend aus dem künstlerischen Leiter Sven-Eric Bechtolf und Präsidentin Helga Rabl-Stadler, distanzierte sich.
Im kommenden Sommer ist Stemberger beim "Jedermann" auf dem Domplatz nicht mehr dabei.
KURIER: Sie haben drei Jahre lang Schuldknechts Weib bei den Festspielen gespielt. Nun scheinen Sie nicht mehr auf dem Besetzungszettel für 2016 auf. War es Ihre Entscheidung, diese Rolle zurückzulegen?

Katharina Stemberger: Ja. Drei Jahre "Jedermann", drei Jahre in dieser Rolle – das war für mich genug. Zeit für etwas Neues, obwohl es natürlich eine tolle Produktion ist.


Haben Ihnen die Debatten nach den paar Takten Internationale die Entscheidung erleichtert?
Naja, ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich die Intendanz eines so angesehenen Festivals und Teile des Ensembles von dieser Aktion der Musiker öffentlich distanzieren würden. Ich glaube durchaus, dass man darüber diskutieren kann und muss, in welcher Form man seinen Protest äußern soll. Aber bitte intern. Außerdem war es eine Petitesse. Wenn ich das nicht gepostet hätte, hätte es niemand bemerkt.
Dennoch: War es die angemessene Reaktion auf den Besuch von Strache?
Das war eine ganz spontane Reaktion. Man muss das auch im Kontext sehen: Wir haben im Ensemble schon die ganze Zeit über die vielen toten Flüchtlinge im Mittelmeer diskutiert. Dann sitzt der Chef einer Partei, die dem Leid mit großem Zynismus und Herzlosigkeit begegnet, im Publikum. Daraufhin haben die Musiker improvisiert, das tun sie an dieser Stelle immer. Aber es wurde nicht im geringsten in die Inszenierung eingegriffen, wie man uns vorgeworfen hat.
Mit welchen Reaktionen waren Sie daraufhin konfrontiert?
Mit einem Shitstorm, wie ich ihn noch nicht erlebt hatte. Von der schwer rechten Szene, auch von der bürgerlichen Mitte. Sogar von Leuten aus der Branche. Ich war fassungslos. Dabei war ich selbst nicht einmal beteiligt. Es ist das Bild entstanden: Die Stemberger war pudelnackt auf der Bühne und hat die ganze Internationale gegröhlt. Bei dieser Aufregung habe ich mir gedacht: Hätte ich das nur getan!
Und die offiziellen Reaktionen vonseiten der Festspiele?
Man hat mir gesagt, Aufführungen der Salzburger Festspiele müssten unangetastet bleiben, für die politische Haltung der ausführende Künstler gebe es keinen Platz. Politik ist also Privatsache – das allein ist schon eine politische Ansage. Das größte Festival, das an sich den Anspruch erhebt, nur die spannendsten und besten Leute zu engagieren, distanziert sich von seinen eigenen Künstlern – woher kommt so ein Reflex? Will man ein Kultur-Wellness-Tempel sein? Wo es für die Künstler heißt: Sag deinen Text brav auf und geh’ dann nach Hause?
Der Vorfall hat zu generellen Diskussionen geführt zum Thema: Wie politisch darf/muss Kunst sein? Ihre Haltung dazu?
Kunst, die aufhört, sich mit Fragen der Gesellschaft und der Welt zu beschäftigen, ist zahnlos. Wie eine Vorabendserie zum Bügeln.
Sehen Sie im Kunstbereich generell einen Trend zur Anpassung, sogar zur Feigheit?
Was ich vermisse, ist Mut, Tollkühnheit, Provokation, die Bereitschaft, Fragen zu stellen, ohne eine Antwort zu haben. Man muss doch das Rückgrat besitzen, eine solche Auseinandersetzung durchzustehen. Sich dieser überhaupt erst zu stellen. Ich war verblüfft, wie sogar Menschen aus der Branche mich über Professionalität belehren wollten. Ich habe oft den Satz gehört: Wer sich eine Karte kauft, hat das Recht, eine Vorstellung ohne Störung zu erleben. Dann soll man doch bitte eine Platte auflegen. Oder eine DVD von einer alten Aufführungen in den Computer schieben.
Haben Künstler zu sehr Angst, Engagements zu verlieren?
Wir leben offenbar in einer Zeit, in der ein Rezept für Karriere der Opportunismus ist. Freischaffende Künstler nehmen viel Risiko auf sich, das stimmt schon. Aber dann ist das Mindeste, dass man von jenen, die einen engagieren, geschützt wird.
Was machen Sie nun im Sommer 2016?
Ich spiele in Goldonis "Diener zweier Herren" die wunderbare Rolle der Beatrice in der Regie von Zeno Stanek bei den Festspielen in Stockerau. Ich freue mich darauf.
Sie haben erwähnt, wie sehr die Salzburger Vorfälle mit der Diskussion über Flüchtlinge zusammenhängen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?
Die europäische Politik hat viel zu lange weggeschaut. Nicht hinzuschauen in der Hoffnung, dass dann auch niemand da ist – so verhalten sich doch sonst nur Dreijährige im Kindergarten beim Versteckspiel. Durch ein Missmanagement der übelsten Sorte ist es auch zu einer Spaltung der Gesellschaft gekommen. Dabei ist das doch keine Naturkatastrophe, kein Tsunami. Es geht um 1,5 Millionen Hilfesuchender, die in einem Europa mit 510 Millionen Bewohnern Platz finden sollten.
Die Grenzen, die für die Kunst gefordert wurden, gibt es in Europa wieder ganz real?
Also ich möchte auch künftig in einer offenen Gesellschaft leben. Aber durch die zynische Haltung, keinen legalen Korridor für Flüchtlinge zu ermöglichen, streiten wir jetzt darüber, wer den höheren Zaun hat. Dabei sind heuer 3700 Menschen im Mittelmeer gestorben. In den vergangenen 60 Tagen sind täglich sieben ertrunken. Und das vor unserer Haustür. Mir läuft es da kalt über den Rücken.
Katharina Stemberger, Gert Korentschnig, Salzburger Festspiele, Jedermann
Kommentare und Hervorhebungen: JPS

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