Im Mai 2015 wurden an allen Volksschulen die Kenntnisse in Deutsch von 75.000 Kindern der vierten Klasse durch einen zentral vorgegebenen Test überprüft. Erstmals gibt es damit konkrete Daten für ganz Österreich.

Es waren Aufgaben wie diese zu lösen: Setze diesen Satz in die Mitvergangenheit:

"Felix fotografiert Nashörner, die in ihrem Gehege Heu fressen."

Welche beiden Zeitwörter musst du verwenden?

• hat fotografiert – gefressen haben
• fotografierte – gefressen
• fotografierte – fraßen
• fotografierte – gefressen haben

Das Endergebnis der Tests ist nicht zufriedenstellend: Insgesamt haben nur 29 Prozent der Volksschüler die vorgegebenen "Bildungsstandards" in allen vier Teilbereichen erreicht oder übertroffen. 71 Prozent erreichten die Bildungsziele also nicht oder nur in Teilbereichen. Getestet wurde in mehreren Bereichen, etwa das Leseverständnis, das Verfassen von Texten, Rechtschreibung und Hörverständnis.

Lesen klappt gut: 62 Prozent schafften die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) vorgegebenen Lernziele. Jedes vierte Kind schaffte diese gerade noch, 13 Prozent gar nicht.

Beim Schreiben hat nur jedes fünfte Kind alle vorgegebenen Standards erreicht oder übertroffen. 55 Prozent erreichten die Ziele nicht oder "hauptsächlich nicht". Allerdings: Kinder schreiben heute kreativer als früher – dafür hapert es häufig bei der Rechtschreibung.

Ganz gut sieht es bei der "Sprachbetrachtung" aus. Die Viertklässler haben ein solides grammatikalisches Verständnis – 68 Prozent erreichten die Lernziele. Ein Viertel schaffte diese Aufgabe nicht oder nur teilweise.

In Summe heißt das: Nur 29 Prozent erfüllten die Aufgaben in allen Teilbereichen und allen Unterkategorien. 25 Prozent erreichten sie "großteils", 17 Prozent "teilweise" und 15 Prozent erreichten sie nicht – das sind die Risikoschüler.

Migrationshintergrund

Wenig verwunderlich: Migranten weisen deutlich niedrigere Kompetenzen auf. Doch sie sind nicht allein für das schlechte Abschneiden der Volksschüler verantwortlich, machen sie doch nur 27,6 Prozent der Volksschüler aus.

Auffälliger als der Migrationshintergrund war der starke Zusammenhang zwischen dem Bildungsabschluss der Eltern und den Leistungen ihrer Kinder. Am stärksten kommt dieser beim Lesen zum Ausdruck.

Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek rät zur Besonnenheit und will nicht den Lehrern die Schuld für das sehr schwache Ergebnis geben. Sie plädiert einmal mehr für einen Sozialindex: Brennpunkt-Schulen – mit besonders vielen Kindern aus sozial schwachen Familien – sollen künftig deutlich mehr Geld für Lehrer und Unterstützungspersonal erhalten. Das soll nun im Zuge des Finanzausgleichs zwischen Bund und Ländern verhandelt werden. Erste Konflikte sind fix: Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (OÖ) will das nicht, weil er offensichtlich befürchtet, dass dann Mittel von den Ländern nach Wien abgezogen werden.

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