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Die Zwillinge, die ihre Bilder immer gemeinsam malen


2015-02-03 Die Zeit

Die Zwillinge, die ihre Bilder immer gemeinsam malen

Dorothea Hülsmeier

Die eineiigen Zwillinge Marina und Irina Fabrizius malen ihre Bilder immer gemeinsam.
Sie haben sogar ihre Prüfung an der Düsseldorfer Kunstakademie gemeinsam abgelegt.     



Foto: dpa Die Zwillinge Irina (l.) und Marina Fabrizius sind auch als Künstlerinnen unzertrennlich
Dass Zwillinge gemeinsam an einer Akademie Kunst studieren, ist bereits ein seltener Fall.
Dass beide zusammen Bilder malen und zum Examen sogar ein Gemeinschaftswerk abliefern, dürfte ein Novum in der bald 250-jährigen Geschichte der traditionsreichen Düsseldorfer Kunstakademie sein.
n nicht nur gemeinsam, sie wohnen zusammen, sehen bis auf ein kaum sichtbares Muttermal an Marinas Wange völlig gleich aus und haben dieselben Gedanken.
Wenn Marina einen Satz beginnt, dann führt Irina ihn zu Ende – und umgekehrt. "Meine Schwester möchte genau das sagen, was ich sage", sagte Marina, oder vielleicht ist es auch Irina. Jedenfalls nicken beide. Jetzt haben die 33-Jährigen ihre Abschlussarbeiten präsentiert und schwenken glücklich ihre Zeugnisse. Das allerdings sind ausnahmsweise einmal zwei Dokumente.

Wie eine Person mit vier Händen sind wir im Bild vereint.

Marina und Irina sind auch in anderer Hinsicht anders als viele Studenten an der Akademie. Bei ihnen wird bereits eine künstlerische Entwicklung deutlich. Über mehrere Jahre wurden ihre anfangs realistischen Landschaftsbilder immer abstrakter. Einige ihrer fast monochromen und eine große Ruhe ausstrahlenden großformatigen Bilder haben sie schon an Sammler und sogar an Profifußballer verkauft.
"Nur Zwillinge zu sein, das reicht nicht", sagen die Meisterschülerinnen des österreichischen Malers Herbert Brandl. "Die Bilder müssen auch Qualität haben."

"Wir sind fast schon malsüchtig"

Das bedeutet allerdings nicht, dass die beiden den Durchbruch schon geschafft hätten. Zwar hatten die Zwillinge schon eigene Ausstellungen. Aber wie viele andere Studenten hoffen auch Marina und Irina, dass Galeristen bei dem renommierten Akademierundgang, der in den kommenden Tagen wieder Zehntausende Kunstinteressierte anlocken dürfte, aufmerksam werden.
Der jährliche Rundgang am Ende des Wintersemesters gilt als Talentbörse bei Sammlern und Galeristen, die auf der Suche nach vielversprechendem Künstlernachwuchs sind. Noch verdienen Marina und Irina ihr Geld auch mit Nebenjobs.
Als sie neun Jahre alt waren, zogen sie mit ihren Eltern aus dem kasachischen Kostanai nach Baden-Württemberg. Als Kinder malten beide zwar noch getrennte Bilder, aber schon die gleichen Motive. Für ihre Aufnahmeprüfung an der Akademie bereiteten sie zwei Mappen vor. Auf der einen stand "unzer", auf der anderen "trennlich". Anfangs malten Marina und Irina noch getrennt. Dann durfte die eine in das Bild der anderen eingreifen. "Wir haben uns wie befreit gefühlt", sagen sie. "Es war das perfekte Bild."
Mit der Lasurmalerei, bei der Dutzende Farbschichten auf die Leinwand aufgetragen werden, haben die Zwillinge eine komplexe Technik gewählt, die sich besonders gut zu zweit bewältigen lässt. 12 bis 15 Schichten haben die beiden über ein halbes Jahr nebeneinander stehend auf ihre Examensbilder aufgetragen. "Wie eine Person mit vier Händen sind wir im Bild vereint", sagen sie. Die Zwillings-Künstlerinnen entwickelten eine eigene geheime Farbmischung und sie sind diszipliniert. Täglich von 9 bis 18 Uhr stehen sie in ihrem Atelier in der Akademie. "Wir sind fast schon malsüchtig", sagen sie. "Das ist wie ein Fieber."
Das Licht ist in der Kunst der Zwillinge der Hauptprotagonist. Die zarten Blautöne ihrer abstrakten Bilder erinnern an Nebel, in dem eine blasse Sonne zu verschwinden scheint. Den Farbfeldmaler Mark Rothko (1903-1970), der als Kind aus dem russischen Zarenreich in die USA auswanderte, nennen die Zwillinge als eines ihrer Vorbilder. Ein wenig ähneln sich auch ihre Schicksale.
Kunst, Malerei, Fabrizius,
Kommentare und Hervorhebungen: JPS

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