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Geplante Obsoleszenz

"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Dieser - richtige und wichtige - Satz entstammt nicht einer Weissagung der Creek-Indianer, sondern einem Buch "Who is the Chairman of This Meeting?" von Alanis Obomsawin  
Ökologie
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Obsoleszenz?

JPS  2018-06-20    ../00CONTENT/OEKO/Obsoleszenz/01_Obsoleszenz_00

Der Begriff Obsoleszenz ex_url  bezeichnet, dass ein Produkt auf natürliche oder künstlich beeinflusste Art veraltet ist oder altert.
Das zugehörige Adjektiv obsolet im Sinne von nicht mehr gebräuchlich bzw. hinfällig bezeichnet generell Veraltetes, meist Normen, Therapien oder Gerätschaften.


Es ist traurige Realität: Wir kaufen viele Dinge immer öfter – um sie in immer kürzeren Zeitintervallen wieder wegzuwerfen.
Die Antriebe dieser wahnwitzigen Verschwendung, die jeder ökologischen Vernunft (Nachhaltigkeit) und Moral Hohn spricht, sind

  • die (vom Handel kreierte) "Geiz ist geil"-Mentalität,
  • die namenlose Gier der Vertreter der "share-holder values" und
  • der intensive (Aber-)Glaube an den Götzen des "Wirtschaftswachstums.

Massenproduktion und Konsumgesellschaft beuten die Ressourcen unseres Planten rücksichtslos aus, entsorgen den "Wohlstandsschrott" unter schlimmsten Bedingungen in Ländern der dritten Welt ex_url , vergiften die Meere mit Plastikmüll ex_url  und roden riesige Waldflächen, um in Monokulturen "Lebensmittel" zu produzieren, die schlussendlich meist in Tiermägen (Soja ex_url ) oder Kosmetikprodukten (Palmöl ex_url ) landen.

Die moralisierenden Heilsapostel der grünen Gemeinde, Greenpeace & Co und andere Weltverbesserer gehen an diesen Realitäten vorbei und ergehen sich in globalen, programmatischen Erklärungen gegen Klimawandel u.ä., ohne damit Entscheidendes bewegen zu können.

Die Regierungen sind nicht willens und nicht in der Lage diesem Wahnwitz entgegen zu treten. Sind sie doch von der Wählergunst abhängig und müssen daher für den "Wohlstand" des Wahlvolkes sorgen. Um am wohlgefüllten Futtertrog zu bleiben, tanzen Politiker aller coleur willig an den Marionettenschnüren der Banken, der Handelskonzerne und vor allem an denen der Industrieproduzenten (wie z.B. die "Dieselaffären" eindringlich vor Augen führen).

So bleibt es einer kleinen Gruppe von verantworungsvollen Menschen überantwortet, durch nachhaltiges Konsumverhalten Industrie und Handel zu veranlassen diesen Teufelskreisen zu entsagen. Der Kauf von regionalen, in Klein und Mittelbetrieben aus der nahen Umgebung produzierten Produkten wäre ein erster Schritt, den jeder verantwortungsbewusste Bürger gehen kann.
"Reparieren statt wegwerfen" - mit Hilfe von Reparaturnetzwerken ex_url , die dankenswerter Weise im Wachsen begriffen sind - sollte der neue Slogan statt "Geiz ist geil" werden!


Mein Großvater stellte mit der Aussage: "Ich bin zu arm, um billig zu kaufen." seine Klugheit und Weisheit unter Beweis. Folgen wir ihm und kaufen wir nur mehr - wenngleich teurere - Qualität, die sich auch im Bedarfsfall reparieren lässt.

Möge die Gruppe der verantwortungsbewussten, vernünftigen Menschen wachsen!


Für jeden verantwortungsbewussten Menschen ist es Zeit zu handeln!


Jane Goodall
Ich lebe nach dem Grundsatz, dass jeder Mensch etwas verändern kann, und zwar jederzeit.
Wir entscheiden uns jeden Tag aufs Neue, welchen Einfluss wir auf unsere Welt ausüben.
(Jane Goodall, 19. Mai 2009 in Wien)

Was ist denn nun Obsoleszenz?

JPS  2018-06-20    ../00CONTENT/OEKO/Obsoleszenz/01_Obsoleszenz_Def

Eine komprimierte Antwort gibt das WDR-Fernsehen in einem Beitrag ex_url  der bis 13.05.2021 verfügbar ist.
Es wird unterschieden zwischen
  • werkstoffliche Obsoleszenz: Ein Produkt versagt, weil einzelne Teile weniger leistungsfähig sind und schneller kaputt gehen als der Rest.
    Fest verbaute Teile wie z.b. Akkus sind dann einfach minderwertig.
  • funktionale Obsoleszenz: Die Anforderungen an ein Produkt ändern sich im Laufe der Zeit.
    Die neu entwickelte Software ist beispielsweise zu umfangreich für ältere Handys.
    Ein neues Gerät muss her, damit alles wieder funktioniert.
  • psychologische Obsoleszenz: Neueste Technik- und Modetrends lassen Produkte wie Handys schnell alt aussehen.
    Deshalb werfen manche Konsumenten sie einfach weg, obwohl sie noch einwandfrei funktionieren.
    Sie kaufen sich lieber das neueste Modell.
  • ökonomische Obsoleszenz: Geht ein Gerät kaputt, stellt sich die Frage: Ist eine Reparatur überhaupt noch möglich? Und vor allem: Lohnt sie sich auch?
    Nach einer Kosten Nutzen Abwägung kann ein Neukauf günstiger sein.Auch, wenn das alte Teil noch zu retten wäre.

Gibt ein Gerät den Geist ganz auf, lässt sich bei den genannten vier Ursachen aber auch vermuten, dass es mit Absicht kaputtgeht.
Das nennt man geplante Obsoleszenz.
Dahinter steckt die Annahme vieler Konsumenten, dass ein Produkt eigentlich deutlich länger halten müsse. Es also viel zu früh kaputt geht.
Der Verdacht: Der Hersteller hat das Produkt mit Absicht so gebaut.
Dadurch wird der Verbraucher gezwungen, viel schneller ein neues Gerät zu kaufen und das kurbelt natürlich den Umsatz an.
Doch stimmt diese These? Darüber gibt es ganz unterschiedliche Meinungen.

Geplante Obsoleszenz - Mythos oder Realität?

Baustelle  JPS  2018-06-20    ../00CONTENT/OEKO/Obsoleszenz/02_geplante-Obsoleszenz_00
Obsoleszenz und ihre schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt wird offenbar endlich als ernsthaftes Problem erkannt. Das deutsche Umweltbundesamt hat eine Studie in Auftrag gegeben, die 2016 unter dem sperrigen Titel Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen „Obsoleszenz“ ex_url  veröffentlicht wurde.
Die 315 Seiten starke Studie ist äußerst informativ, doch etwas schwierig zu lesen.
Offenbar war es dem freien, objektiven Journalisten Martin Kugler (Leiter des Forschungsressorts der „Presse“, Chefredakteur des „Universum Magazins“) nicht möglich, die Studie sinnerfassend und vollständig zu lesen. Dass die Studie "die geplante Obsoleszenz ins Reich der Mythen" verweist ist nicht erkennbar. Die lapidare Schuldzuweisung: "Pointiert formuliert: Es sind vor allem die Konsumenten, die für eine kürzere Lebensdauer von Produkten verantwortlich sind. Die Hersteller wollen deren Erwartungen erfüllen und konzipieren danach ihre Produkte – zu möglichst geringen Kosten." ist viel zu kurz gerifffen und irreführend.
Ein Artikel im Auftrag der Industrie-Lobby oder nur Mitgefühl mit den armen Produzenten, die durch die Verbraucher getrieben werden? wink
Zum besseren Verständnis und objektiver Meinungsbildung empfiehlt sich in Obsoleszenz-Studie: O-Töne und Zitate ex_url  zu schmökern.
Die Studie verweist die geplante Obsoleszenz nicht ins Reich der Mythen und Verschwörungstheorien, sondern stellt fest, dass
Vorwürfe einer geplanten Obsoleszenz im Sinne einer Designmanipulation nicht aufrechterhalten werden konnten.
Ein Freispruch aus Mangel an Beweisen oder im Zweifel für den Angeklagten?

In der Studie wird aber auch festgestellt Geplante Obsoleszenz gibt es – aber anders als wir denken ex_url

Die Devise der Hersteller lautet, Geräte so zu produzieren, dass sie so lange halten sollen wie nötig, aber nicht so lange wie möglich.
Laut des Berichts würden „Maßnahmen zur „unnötigen“ Verlängerung der technischen Lebensdauer unter Umständen die Ressourcen-Inanspruchnahme in der Herstellung sogar erhöhen, was insgesamt ökologisch kontraproduktiv wäre.“ Das bedeutet beispielsweise, dass man Smartphones oder Notebooks so produziert, dass sie zwar lange halten, aber – Vorsicht, Übertreibung – keine 100 Jahre, schließlich verwendet niemand ein Gerät so lange. Denn dies rechne sich weder aus wirtschaftlicher als auch umweltschutz-technischer Perspektiv nicht.
„Idealerweise wird angestrebt, dass die technische Produktlebensdauer der Produktnutzungsdauer entspricht.“

Der Verdacht, dass geplante Obsoleszenz ex_url  doch Realität ist, bleibt bestehen. Was, wenn z.B. die Nutzungsdauer kürzer angenommen wird, als sich Konsumenten diese tatsächlich wünschen?
Begonnen hat die geplante Obsoleszenz bereits 1924 mit dem
Phöbus-Kartell Das Phöbus-Kartell ex_url 
Unter dem Namen „Phoebus“ gründeten Osram, Philips, General Electrics und Co. ein Geheimkartell. Das Ziel: Mehr Umsatz durch schnelllebigere Produkte.

Obwohl man bereits in der Lage war, Glühbirnen mit circa 2500 Stunden Brenndauer zu produzieren, wiesen die Chefs ihre Ingenieure an, die durchschnittliche Brenndauer in den nächsten Jahren systematisch und global auf 1000 Stunden abzusenken. Die Firmen kontrollierten die gewollte Kurzlebigkeit sogar bei den Glühbirnen der Konkurrenz – wenn sie zu lange brannten, musste der „sündige“ Hersteller an die anderen Kartellmitglieder Strafe zahlen.
Der perfide Plan ging auf: Glühbirnen gingen von da ab weltweit wieder schneller kaputt und der Glühbirnenabsatz konnte dramatisch erhöht werden – auf Jahrzehnte.
Erst 1942 kam die US-Regierung „Phoebus“ auf die Schliche: Man fand sauber aufgelistete Beweise in Form von notierten Absprachen und Belegen für Strafzahlungen. Der folgende Mammutprozess zog sich anschließend bis in die Fünfzigerjahre hin – und endete mit einem großen Erfolg für die Kartellmitglieder: Das Urteil verbot zwar offiziell die Kartellabsprachen und die künstliche Glühbirnenverschlechterung; milliardenschwere Strafen wurden aber nicht ausgesprochen.
, das die Lebensdauer von Glühbirnen "standardisierte", um mehr Umsatz zu generieren.

Kartelle sind den heutigen Produzenten zu riskant und zu schwerfällig, sie gehen als Einzelkämpfer auf die - unlautere - Umsatzjagd und schädigen mit individuellen Maßnahmen Konsumenten und Umwelt. Die einen bauen "Schrottzählerchips" in Drucker (Epson ex_url) ein, damit dieser nach einer definierten Seitenzahl den Dienst versagt, die anderen (z.B. Apple) verschweißen/verkleben die Innereien von elektronischen Geräten derart, dass fast jeder Reparaturversuch (z.B. Akkutausch) mit der Totalzerstörung des Geräts enden kann.
Die Arte-Doku Kaufen für die Müllhalde: Geplante Obsoleszenz - arte Thema auf arte vom 15.02.2011 ex_url zeigt deutlich die Machenschaften der Produzenten und ist hoffentlich noch länger auf youtube abrufbar.

Ein Artikel im FOCUS-online ex_url beschreibt, was wir nahezu täglich wahrnehmen und in uns das Gefühl weckt, dass früher alles besser war.


Kaum zu glauben: Viele technische Geräte sind so konstruiert, dass sie kurz nach Ablauf der Garantie kaputtgehen.
Der Skandal: Das ist durchaus so gewollt.

So ein Pech: Ausgerechnet zwei Wochen nach der Garantiefrist quittiert der Notebook-Akku seinen Dienst. Viel zu früh geht manches Handy den Weg alles Irdischen, und auch der Tintenstrahldrucker will partout nicht drucken, obwohl die Patronen fast neu sind.
Szenarien wie diese spielen sich in Deutschland (und auch sonst überall auf der Welt) millionenfach ab.


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