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Schulschluss: Schlechtes Zeugnis fürs Ministerium


2016-07-01 Kurier

Schulschluss: Schlechtes Zeugnis fürs Ministerium

Ute Brühl

Die sieben zentralen Kritikpunkte der Bildungsreform.      

"So what". Der saloppe Kommentar von Neo-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid macht Eltern und Schüler wütend. "Was soll’s" als Antwort darauf, dass jeder Fünfte bei der Mathe-Klausur negativ war, "ist einfach nur zynisch", meint etwa die burgenländische Elternvertreterin Susanne Schmid.  Die Ministerin rudert zwar etwas zurück: "So würde sie das nicht mehr sagen", heißt es aus ihrem Büro. Doch an der Bewertung der Zentralmatura hält sie fest: "Wenn man die Kompensationsprüfung, bei der sich Maturanten mündlich verbessern konnten, mitberücksichtigt, sind nur knapp 7 Prozent negativ. Das ist im internationalen Vergleich wenig." Und: "Wir wollen hin zu kompetenzorientierten Prüfungen und sind in einem Systemwandel. Dieser kann nicht reibungslos funktionieren."


Realitätsfern

Wieder so ein locker dahingesagter Satz, der verdeutlicht: Im Ministerium und im Bifie werden viele Reformen am grünen Tisch erdacht, ohne mitzubedenken, was diese für den Schulalltag bedeuten. Lehrer und Schulleiter erhalten Vorgaben von oben, die sich häufig in der Praxis als untauglich erweisen. Unterstützung in Form von professionellen Beratern gibt es kaum – dabei ist für große Reformen ein Change-Management unerlässlich. Derzeit stöhnen alle unter den Reformen: Schüler, Lehrer, Eltern. Wie wenig praxistauglich die Vorgaben sind, zeigt sich an vielen Beispielen.


1. Inklusion Die Idee: Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam unterrichtet werden. Ein hehres Ziel. Doch Inklusion kann nur funktionieren, wenn Schulen autonom sind und Unterstützung bekommen, besonders, wenn es Schwierigkeiten gibt. In der Praxis werden Lehrer oft allein gelassen, weiß Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger. Ein Unterricht, der allen gerecht wird, ist nicht möglich – ein Grund, warum Eltern von Sonderschulkindern sich für den Erhalt der Sonderschulen aussprechen. Ex-Direktorin Heidi Schrodt sieht die Zukunft noch düsterer. Denn: "Es werden keine Sonderschullehrer mehr ausgebildet."


2. Neue Mittelschule Da es keine Leistungsgruppen mehr gibt wie in der alten Hauptschule, stehen in den "Hauptfächern" zeitweise zwei Lehrer im Klassenzimmer. Die sollen für einen individualisierten Unterricht sorgen. Für Heidi Schrodt ist das System zu starr: "Schulen müssten autonom bestimmen können, wie sie die Lehrer einsetzen. Manchmal braucht es sogar drei Lehrer in einer Klasse, manchmal reicht ein Lehrer für 50 Schüler."  Auch mit der Notengebung in der NMS sind viele unglücklich, weil sie wenig transparent ist – besonders künftige Lehrherren beklagen, dass sie damit nichts anfangen können. Lehrer Kimberger: "Dass es eine siebenteilige Notenskala gibt, kann nur schwer erklärt werden."


3. Zentralmatura Das Projekt, das Millionen kostete, sollte mehr Fairness und Vergleichbarkeit bringen. Die Wiener Elternvertreterin Elisabeth Rosenberger hat daran so ihre Zweifel: "Vor der Kompensationsprüfung in Mathematik waren 22 Prozent negativ, danach sieben Prozent. Das heißt, dass 15 Prozent innerhalb von zwei Wochen den gesamten Stoff der Oberstufe so gut gelernt haben müssten. Denn abgefragt wurde ja derselbe Stoff. Auch die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern machen mich stutzig. Da kann etwas nicht stimmen." Ihre burgenländische Kollegin Schmid ärgert sich generell darüber, dass die Verantwortung für den Schulerfolg zu sehr den Familien übertragen wird: "Wenn ein Lehrer seine Leistung nicht bringt, geht man ganz selbstverständlich davon aus, dass die Eltern die Nachhilfe bezahlen." Schlimmer: "Wenn ein Schulleiter merkt, dass ein Lehrer die Schüler nicht fit für die Matura machen kann, müssen diese die Klasse wiederholen. Beispiel: In den 7. Klassen einer AHS gab es vor zwei Jahren noch 76 Schüler. Davon durften heuer nur 54 zur Matura antreten. Die Schüler hatten sogar dem Ministerium ihre Probleme geschildert. Das Einzige, was darauf passiert ist: Sie wurden zur Direktorin zitiert."


4. Qualität des Unterrichts Die Lehrerschaft müsste eigentlich im Zentrum der Bildungsreformen stehen. Dass mit ihm der Unterricht steht und fällt, weiß nicht nur jeder Erwachsene aus eigener Erfahrung. Der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie hat dies in einer Meta-Studie bestätigt. Wie sehr sich das Schulsystem verbessern kann, wenn man den Unterricht verbessert, zeigt sich in London, weiß Heidi Schrodt: "Dort hat man sich zum Ziel gesetzt, die Schulen zu verbessern. Die Lehreraus- und -fortbildung war ein wichtiger Teil der Maßnahmen."


5. Bildungsstandards Viele Lehrer können nicht damit umgehen, dass plötzlich auch ihre Leistung auf dem Prüfstand steht. Mütter berichten, dass Pädagoginnen schon ab dem ersten Schultag einen enormen Leistungsdruck auf die Schüler ausüben – aus Angst, die Testergebnisse könnten schlecht sein. "In der Fortbildung sollten Lehrer lernen, wie man mit dieser Situation umgeht. Die Tests abzuschaffen, hielte ich für falsch."


6. Neue Oberstufe Die Schulen erhalten viel mehr Vorgaben, wann sie was zu unterrichten haben. Philipp Kappler von der Schülerunion wünscht sich stattdessen mehr Autonomie und Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen: "Wir wären für ein modulares System, bei dem garantiert ist, dass man Grundlegendes beherrscht und sich dort vertiefen kann, wo man Stärken hat."


7. Oberstufengymnasien Hier scheiterten überproportional viele bei der Matura. Grund ist die heterogene Schülerschaft, weshalb es für diese Schulform besondere Stützungsmaßnahmen braucht.




Bildung - Bildungsreform, Landeshauptleute, Bundeskompetenz, Bildungsdirektionen, Elternmitsprache, NMS, AHS, Volksschule, Gymnasium, Heinisch-Hosek, Mahrer, Frauenberger, Androsch, Ziffernnoten
Kommentare und Hervorhebungen: JPS

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