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    Thema verfehlt! Asylwerber lösen die Lehrlingsfrage nicht!  

Gudula Walterskirchen - Presse   2018-09-10    
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Statt weiter Asyl und Zuwanderung zu vermischen, sollte besser darüber nachgedacht werden, warum es zu wenige Lehrlinge und Facharbeiter gibt.
Bemerkenswert hartnäckig werden stets die Themen Asyl und Migration vermischt.
Auch haben wir keinen Arbeitskräftemangel, sondern Arbeitslosigkeit, auch bei jungen Menschen. Zumindest die Sozialdemokratie als Vertreterin der Arbeiterschaft und die Gewerkschaft müssten sich fragen, warum der Handwerksberuf so unattraktiv geworden ist. Gudula Walterskirchen hat dazu schlüssige Antworten!



Landauf, landab schallt der Ruf: Wir haben zu wenige Lehrlinge, also lasst doch die Asylwerber diese Lücke füllen! Dabei trafen die Interessen der Wirtschaft und die Anliegen der Hilfsorganisationen in seltener Allianz aufeinander. So sehr es im Einzelfall als wenig sinnvoll erscheint, dass ein junger Mensch, der sich in Österreich eine neue Existenz aufbauen will, aus einer Ausbildung herausgerissen wird, werden dabei doch einige Dinge vermengt und wird die Grundproblematik negiert.

Bemerkenswert hartnäckig werden stets die Themen Asyl und Migration vermischt. Das sind jedoch grundverschiedene Dinge. Beim Thema Asyl darf es keine Rolle spielen, ob man diese Menschen „brauchen“ kann, welche Ausbildung und welches Alter sie haben. Ihnen ist so lange Schutz zu gewähren, bis sie vielleicht eines Tages in ihre Heimat zurückkehren können.

Das andere sind Menschen, die sich in einem anderen Land eine Existenz aufbauen wollen. Hier kommen die Bedürfnisse der Wirtschaft, die Qualifikation und das Alter ins Spiel. Wirtschaftsmigration hat es immer gegeben, sie ist nicht nur legitim, sondern auch notwendig. Dafür braucht es klare Regeln.

Es ist daher eine Themenverfehlung, wenn etwa der Salzburger Landeshauptmann dazu aufruft, Asylwerber, deren Antrag abgelehnt wurde, nicht abzuschieben, weil die Hotellerie Lehrlinge brauche. Auch ein Spitzenpolitiker sollte auf Einhaltung rechtlicher Vorgaben und auf die Konsequenzen seiner Äußerungen achten und nicht willkürlich die Dinge miteinander vermischen. In den 1960er-Jahren meldete die Wirtschaft ebenfalls Bedarf an (billigen) Arbeitskräften an. Man holte „Gastarbeiter“, ohne an die Folgen zu denken.

Heute ist es ähnlich. Nur haben wir keinen Arbeitskräftemangel, sondern Arbeitslosigkeit, auch bei jungen Menschen. Somit wäre es naheliegend zu analysieren, warum man im Inland nicht genügend interessierte und geeignete junge Menschen für die betreffenden Lehrstellen findet. Warum sind Asylsuchende, die erst die Sprache lernen müssen, geeigneter als Österreicher, denen Lehrherren oft mangelnde Beherrschung der Grundkenntnisse vorwerfen? Zumindest die Sozialdemokratie als Vertreterin der Arbeiterschaft und die Gewerkschaft müssten sich fragen, warum der Handwerksberuf so unattraktiv geworden ist.

Über Jahrzehnte hat die Sozialdemokratie eifrig daran mitgewirkt, dass die Lehre vielen jungen Leute als keine Option erscheint. In der Bildungspolitik wurde als höchstes Ziel der freie Zugang zu den Universitäten und eine höhere Akademikerquote postuliert. Gleichzeitig wurden in Ballungsräumen die Hauptschulen immer unattraktiver.

Alles strömte in die Gymnasien, womit der Weg in die Lehre nur noch in der Theorie bestand. Folge sind überfüllte Unis und Jungakademiker, die vielfach unbezahlte oder schlecht bezahlte Praktikantenstellen finden. Die Jugend in diesem Ausmaß an die Unis zu locken, war daher verantwortungslos. Zusätzlich wurden die Schutzbestimmungen für Lehrlinge teilweise so überzogen, dass viele Unternehmen gar keine Lehrlinge mehr ausbilden oder es sich dreimal überlegen, ob und wen sie aufnehmen.

Man sollte endlich aufhören, als Ziel der Bildungspolitik zu verbreiten, dass möglichst viele junge Leute studieren sollen. Es bedarf im Gegenteil dringend einer Aufwertung des Handwerks, von Facharbeitern und der Lehrlingsausbildung. Dazu braucht es Änderungen in der Bildungslandschaft, etwa die Abschaffung des Polytechnikums. Interessant wäre es etwa, an allen Gymnasien eine duale Ausbildung anzubieten, nämlich zusätzlich verschiedene Lehrberufe. So würde man mit der Matura gleichzeitig einen Lehrberuf abschließen. Junge Menschen hätten dann eine Alternative zum Studium.

Jedenfalls wäre es sinnvoll, die Problematik grundsätzlich anzugehen, statt unüberlegte Schnellschüsse abzufeuern.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

Zur Autorin:

Dr. Gudula Walterskirchen ist Historikerin und Publizistin. Autorin zahlreicher Bücher mit historischem Schwerpunkt.

Seit 2017 Herausgeberin der „Niederösterreichischen Nachrichten“ und der „Burgenländischen Volkszeitung“.


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