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Bertha von Suttner: Gegen alle Widerstände


2015-12-09 Kurier

Bertha von Suttner: Gegen alle Widerstände

Sandra Lumetsberger

Die Pazifistin führte einen Kampf, den sie nicht gewinnen konnte. Vor 110 Jahren erhielt sie den Friedensnobelpreis.     

Bertha Freifrau von SuttnerFoto: APA/..Bertha Freifrau von Suttner

Jeder hat Bertha von Suttner in der Tasche, aber nicht im Kopf. Der Kopf der Friedensnobelpreisträgerin ziert die Zwei-Euro-Münze, ihr Wirken ist aber vielen unbekannt: Sie protestierte als Frau gegen Männereliten, sie plädierte in Zeiten höchster Kriegstreiberei für Frieden. Werner Wintersteiner leitet das Zentrum für Friedensforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und betont die schweren Umstände: "Sie hat aus einer hoffnungslosen Ausgangssituation Unglaubliches geschaffen."


Suttner, geborene Gräfin Kinsky, lebt von Beginn an im Widerstand gegen die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit: Als Frau darf sie nicht studieren, setzt sich aber mit moderner Literatur auseinander. Als ihrer Familie das Geld ausgeht, muss sie arbeiten. Als Gouvernante unterrichtet sie die Kinder des Freiherrn von Suttner und verliebt sich in Sohn Arthur. Die 33-Jährige brennt mit dem um sieben Jahre Jüngeren durch und heiratet ihn. Acht Jahre leben sie in prekärer finanzieller Lage im selbst gewählten Exil in Georgien, schreiben Kriegsberichte und Theaterstücke. Sie wendet sich von der Religion ab und entdeckt Darwin: Die Menschen überwinden den Krieg und entwickeln sich zu kriegsfreien "Edelmenschen." Den Krieg sieht sie als Relikt einer Zeit, die eigentlich vorbei sein sollte, nicht als menschlichen Trieb.
Mit 42 Jahren kehrt Suttner nach Österreich zurück. Hier engagiert sie sich für die Friedensbewegung, in Paris trifft sie auf organisierte Pazifisten-Gruppen. Die politischen Klassen dort sind der Friedensidee offener gesinnt als jene im kaisertreuen Österreich. Frankreichs Sozialistenführer Jean Jaurès, unorthodox, politisch umtriebig, wird ein Verbündeter. Von österreichischen Sozialdemokraten bekommt sie kaum Unterstützung, trotz großer Erwartungen, stellt Friedensforscher Wintersteiner fest: "Sie war oft zu enthusiastisch, legte schnell Hoffnungen in jemanden, und zu wenig ideologisch, obwohl sie bestimmte Grundhaltungen hatte." Die Sozialdemokraten druckten zwar ihren Roman "Die Waffen nieder" in ihren Magazinen ab, verhielten sich aber reserviert: "Sie waren überzeugt, zuerst muss der Sozialismus kommen, dann wird sich alles lösen. Sie haben es zu spät begriffen, erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg."

Unterstützung durch Nobel

Suttner ist eine perfekte Netzwerkerin, organisiert Salons. Ihre Mühen beeindrucken auch ihren Freund, den schwedischen Industriellen Alfred Nobel. Er arbeitet wie sie gegen den Krieg, aber mit anderen Mitteln. Der Erfinder des Dynamits will, dass seine Werke abschrecken, damit sie keiner einsetzt. Trotzdem wird er zum großzügigsten Mitglied der Österreichischen Friedensbewegung. Bei einem Ausflug auf den Zürcher See sprechen die Suttners und Nobel darüber, wie er sein Vermögen für den Frieden einsetzen könnte. 1893 schreibt er ihr von seinen Plänen, alle fünf Jahre Preise zu vergeben. Sie weist daraufhin, dass jene, die für den Frieden arbeiten Mittel brauchen und keine Preise. Nach Nobels Tod 1896 erfährt Suttner aus der Zeitung, dass er sein Erbe an jene vergibt, "die am besten und meisten für die Friedenssache geleistet haben. Ich bin im höchstem Maße erfreut", schreibt Suttner in ihr Tagebuch. Obwohl sie sofort damit rechnet, ausgezeichnet zu werden, bekommt sie den Friedensnobelpreis erst 1905.


Ihre Anhänger feiern die Pazifistin zu Lebzeiten als "Star", ihre Feinde verspotten sie als dicke "Friedensbertha". Das ändert nichts an ihrem Einsatz. Ihr Einfluss reicht so weit, dass sie 1899 als Frau und ohne wichtige politische Funktion bei der Ersten Haager Friedenskonferenz teilnehmen darf. Die Haltung der österreichischen Regierung empfindet sie dort als "kontraproduktiv". Mit ihren präzisen Analysen erkennt sie bald – auch nach der enttäuschenden Zweiten Haager Konferenz –, dass der große Krieg kommen wird. Und streitet mit Zeitgenossen wie Stefan Zweig, der später reuevoll schreibt: "Ich sehe manchmal die gute Bertha von Suttner vor mir, wie sie mir sagte: ‚Ich weiß, ihr haltet mich alle für eine lächerliche Närrin. Gebe Gott, dass ihr recht behaltet.‘"

Friedensnobelpreis, Persönlichkeiten
Kommentare und Hervorhebungen: JPS

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