Donnerstag, 01.05.2025 - 18:30:09 |
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Die Gleichgültigkeit der Bürger zum Thema Überwachung und Datenschutz ist gefährlich, besonders wenn es um Massenüberwachung geht. Mitbürger wacht endlich auf - Kämpft um und für eure Freiheit! |
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Kurz nach halb acht Uhr morgens herrscht vor der Schule ein freundlich-babylonisches Sprachengewirr. Wenig später ist Einlass, die Schüler zwischen 10 und 15 Jahren sausen ins Schulgebäude, das offen und einladend wirkt. Die Direktorin, die im ersten Stock wartet, wird höflich gegrüßt. "Wir haben die Anmeldungen für nächste Jahr schon durchgesehen. Wir bekommen Schüler aus allen Kulturkreisen", sagt Direktorin Andrea Walach. "Serben, Polen, Türken, Somali, Iraker, Syrer, Bosnier, Inder, Tschetschenen, Albaner, Ungarn, Slowaken. Ganz so wie Wiens Bevölkerung." 98 Prozent Kinder mit nicht deutscher MutterspracheWillkommen in einer ganz normalen Neuen Mittelschule (NMS) in Wien-Margareten, in der Gassergasse. Margareten ist jener Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil. Hier in der Schule liegt der Anteil an Kindern mit nicht deutscher Muttersprache bei 98 Prozent – deutlich höher als im Wiener Schnitt, der bei rund 74 Prozent liegt. Bildungsziel: Universität25 Lehrerinnen versuchen hier jeden Tag ihr Bestes, den 250 Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Gelingt das auch? Direktorin Wallach erklärt trocken: Ein Drittel der Kinder, schätzt die Pädagogin, werde später in höheren Schulen unterkommen, in Handelsschulen, Handelsakademien oder in Oberstufengymnasien. "Oft schafft es ein Kind jedes Jahrgangs sogar auf die Uni", sagt Walach, die seit 1999 die kleine Schule in Margareten leitet. Bildungsziel: LehrstelleBeim nächsten Drittel könne als großer Erfolg verbucht werden, dass die Kinder eine Lehrstelle finden – und diese auch behalten. Und für das letzte Drittel sei der Weg aus ihrer Erfahrung vorgezeichnet, weil sie "leider nicht vermittelbar" seien: Ende der Schulpflicht, vergebliche Suche nach einem Lehrplatz, AMS-Kurse, Sozialhilfe, vielleicht ein Leben lang. "Eine verlorene Generation", nennt sie die Direktorin. Das meint sie überhaupt nicht so hart, wie es klingt. Es spiegelt nur ihren pädagogischen Alltag und ihre Erfahrung wider. Oft stammen die Kinder aus Familien, die von Sozialhilfe leben und mit dem wenigen Geld auch zufrieden sind. Hauptproblem: Deutsch lernen"Das Problem ist, dass wir beim Deutschlernen nicht weiterkommen", sagt die Pädagogin. In ihrer ersten Klasse sind von 25 Kindern sieben "außerordentlich": Weil sie erst seit Kurzem in Wien sind, können sie fast gar kein Deutsch und werden wenigstens zwei Jahre nicht benotet. Sinnlose VHS-NachhilfeEine Stunde Deutsch täglich pro Woche reiche sicher nicht, sagen auch die Lehrer. Und die von der Stadt Wien bezahlte Nachhilfe, die über die Volkshochschulen angeboten wird, bringt viel zu wenig: Nach fünf bis sechs Stunden Schulunterricht übernimmt ein VHS-Lehrer in zwei Lerneinheiten zu je eineinhalb Stunden. "Die verstehen nur leider nicht, wie die Kinder ticken und werden deshalb nicht respektiert. So klappt das nicht", ärgert sich die Direktorin. Viele Schüler würden ohnehin in zwei Welten leben – klare Regeln und Gleichberechtigung in der Schule, daheim aber oft soziale Not, Gewalt, Regression. Zudem bleiben nur zehn Prozent der Kinder am Nachmittag betreut in der Schule – "besser wären hundert Prozent, am besten aber eine ganztägige Schulform." Nur SatzfragmenteDeutsch, das merkt jeder Besucher sofort, wird von den meisten Kindern nur in Satzfragmenten gesprochen. Das betrifft nicht nur die Neuankömmlinge, sondern auch viele, die seit Jahren hier leben – aber außer in der Schule nie Deutsch hören oder sprechen. "Deutsch lernt man durch Deutsch sprechen. Es fehlen aber die Sprachvorbilder", sagt eine verzweifelte Lehrerin. Für den Schulalltag bedeute das: "Will ich über Wasserkraft sprechen, muss ich zuerst die wichtigsten Begriffe ,Fluss‘ und ,Turbine‘ erklären. Das dauert meist schon länger als eine Schulstunde." Ahnungslose PolitikAuch das "Teamteaching", das NMS-Modell mit zwei Lehrern pro Klasse, eigne sich hier nicht, findet Direktorin Walach, sondern sei nur eine Verschwendung von Ressourcen. "Individualisierung des Unterrichts und vor allem jahrgangsübergreifende Klassen wären viel besser." Das sehe das Gesetz aber nicht vor – und Platz gebe es zudem nicht ausreichend. "Die starren Strukturen und Vorgaben der Schulpolitik verhindern die bestmögliche Ausbildung der Kinder", meint Walach. "Weil die verantwortlichen Politiker keine Ahnung haben, wie es in Wirklichkeit an den Schulen zugeht."
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