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Sexismus. Meine Güte.


2016-03-27 Kurier

Sexismus. Meine Güte.

Marco Weise

Die 24-jährige Autorin, Bloggerin und Journalistin Ronja von Rönne legt mit „Wir kommen" ihr Romandebüt vor, eine Geschichte über orientierungslose, narzisstisch veranlagte Wohlstandskinder, die sich auf der Flucht vor sich selbst befinden.     

"Sexismus. Meine Güte."
Ronja von Rönne wurde bekannt, weil sie sich mit einem Kommentar für Die Welt (2015-04-08 Warum mich der Feminismus anekelt) bei vielen Feministinnen unbeliebt machte.
Sie schrieb: „Ich weiß nicht, ob ‚man' im Jahr 2015 in Deutschland den Feminismus braucht, ich brauche ihn nicht. Er ekelt mich eher an. Feminismus klingt für mich ähnlich antiquiert wie das Wort Bandsalat." Seither reiben sich Feuilletonisten, Literaturkritiker und weite Teile der Gesellschaft an ihren Texten, die sie auf ihrem Blog „Sudelheft" oder als Redakteurin für Die Welt veröffentlicht.
Mit „Wir kommen" liegt nun das Romandebüt der 24jährigen Autorin vor, die gerne mit den Worten „jung, weiblich, talentiert und schön" vorgestellt wird. Das „schön" findet sie übrigens „albern", wie sie im KURIER-Interview betont.
KURIER: Sie werden noch immer auf Ihren antifeministischen Kommentar angesprochen, wollen aber nicht mehr darüber reden. Warum?
Ronja von Rönne: Es war nie mein Plan, die Galionsfigur des Antifeminismus zu werden. Ich war schlecht gelaunt und wollte ein bisschen poltern, in der ursprünglichen Form — vier Positionen zum Feminismus auf einer Zeitungsseite —schien die Heftigkeit und die Polemik darin in Ordnung. Online stand derArtikel dann alleine, und der Ton war plötzlich völlig unangebracht. Bitte verzeihen Sie, dass ich nicht mehr darüber reden kann. Ich bin des Themas so müde geworden.
Wie sehr haben Sie diese Anfeindungen beim Schreiben Ihres Romandebüts beeinflusst?
Im Roman habe ich jede Provokation vermieden. Ich habe Leute gefragt, ob sie das Manuskript nach Stellen durchschauen, die „aus Versehen menschenverachtend klingen". Ich bin völlig neurotisch geworden.
Wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?
Ich hatte für das Buch ein Jahr Zeit — das war die Vorgabe des Verlags. Anfangs war ich beim Schreiben extrem verunsichert, weil ich noch die Kritikerstimmen vom Bachmannpreis in Klagenfurt im Kopf hatte. Eigentlich hätte ich das Buch bereits im September 2015 abliefern müssen, ab da habe ich Deadline um Deadline gerissen, bis das Buch Ende Dezember endlich fertig war.
Wie hat der Verlag reagiert?
Der Verlag und meine Lektorin haben ganz viel versucht, damit ich nicht aufgebe— zuerst mit netten Worten, dann wurden sie sehr bestimmt. An psychologischen Mitteln und Versuchen, mich anzutreiben, hat es nicht gemangelt. Aber sie haben mir auch von Anfang an versprochen, das Buch zu verschieben, wenn ich bis zum Abgabetermin nicht zufrieden bin. Ich habe trotzdem sicherlich fünf Mal gegoogelt, wie man sich aus einem Buchvertrag rauskIagt.
Wie lange lebten Sie in Wien, was haben Sie da gemacht?
Nur knapp vier Monate. Ich bin nach Wien gezogen, um an der Universität Publizistik zu studieren. Ich habe aber nach nur einer Vorlesung wieder abgebrochen.
Warum?
Weil in der Vorlesung hauptsächliche blond gefärbte Mädchen saßen, und jedes einzelne sagte, dass es „später gerne PR machen wollte". Und das wollte ich nicht. Weder blond gefärbt sein, noch PR machen. Aber Wien mag ich sehr gerne — dieses „jo eh" und „ur" ist sehr hübsch.
Sie haben auch beim Wanda-Video „Bussi Baby" mitgespielt und dafür erneut Kritik einstecken müssen. Wie kam es zu diesem Videodreh?
Ich wollte eigentlich einen Artikel über Wanda schreiben und habe gefragt, ob ich bei einem Videodreh 'dabei sein könne. Daraufhin schlug man mir vor, doch einfach mitzuspielen. Mein Job entsprach ziemlich genau meinen schauspielerischen Niveau: Im Bett rumliegen und rauchen. Kann ich beides gut. Die Reaktionen auf das Video waren dann ziemlich unangenehm für beide. Ich bin schlicht nicht auf die Idee gekommen, dass es dafür Kritik geben könnte. Ist ja auch Unsinn. Sexismus. Meine Güte. Ich mochte einfach die Band. Ich hatte keine Ahnung, was das PR-mäßig anrichten kann. Vielleicht hätte ich doch das Publizistikstudium machen sollen. Egal. Amore!
Sie liegen also gerne im Bett herum. Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
2 Ich schlafe lange, stehe irgendwann mal auf, weil ich ja auch Texte abgeben muss. Danach bin ich kurz verzweifelt, weil ich Angst habe, dass ich das nicht rechtzeitig hinbekomme. Ich hinterfrage mein Leben, meine Arbeit und verbringe Zeit damit; mir Gedanken über die Zukunft zu machen. Doch noch ein Studium beenden? Waschmaschine anmachen? So richtig in Schwung komme ich erst, wenn es dunkel wird, dann, wenn die Deadline immer näher rückt. Wenn ich dann schreibe, bin ich schnell. Ich hätte „Wir kommen" wohl auch nie geschrieben, wenn ich keinen Vertrag dafür gehabt hätte, der mich dazu gezwungen hat. Klingt ziemlich unromantisch. Ich hätte doch PR lernen sollen. Meine Antworten hier sind ja furchtbar.
Die Charaktere in Ihrem Roman irren orientierungslos in der Welt herum. Beschreiben Sie damit das Problem einer ganzen Generation?
Das Buch ist auf keinen Fall ein Generationsroman, sondern verhandelt eher ein in Großstädten häufig auftauchendes Phänomen: Wer keine fixe Arbeit hat, hat viel Zeit, um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und wer viel über sich und das Leben nachdenkt, hat sicherlich eine höhere Chance, unglücklich zu werden. Grübeln macht nicht glücklich. Nicht mal verstehen hilft wirklich.
Würden Sie sich als Sprachrohr einer Generation bezeichnen?
Ich wurde nicht von einem Haufen Mittzwanziger als ihre Vertreterin gewählt. „Sprachrohr einer Generation" ist auch kein Ausbildungsberuf. Ich versuche lediglich diese, meine Gegenwart zu beschreiben. Daher kann es schon sein, dass sich Menschen meiner Generation von meinen Texten angesprochen fühlen. Das war aber nicht der Plan beim Schreiben. „Stimme einer Generation", um Gottes Willen, klingt das bescheuert.
Wollten Sie überhaupt Autorin werden?
Ich wollte eigentlich immer im Beauty-Ressort einer Frauenzeitschrift arbeiten. Das habe ich mir in jungen Jahren sehr schön und verlockend vorgestellt. So mit hellen Konferenzräumen, alles ganz sauber und Knabberei-en bei Redaktionssitzungen. Dazwischen wollte ich Bergwerksingenieurin werden. Daraus ist aber nichts geworden. Das mit dem Job bei der Welt, die Lesung beim Bachmannpreis und nun das Buch — das ist alles durch eine Verkettung von glücklichen Zufällen passiert. So etwas kann man ja nicht planen.
Sie machen sich in „Wir kommen" über Hipster lustig. Sind Sie nicht selber Teil dieser Subkultur?
Natürlich bin ich Teil dieses Hipster-Kosmos, aber ich verachte mich auch dafür. Es fällt einem einfach sehr schwer, sich von seinem Umfeld zu emanzipieren. Und es ist ja auch eine Krux: Der Trend geht zur Individualisierung — entgegensetzen kann man dem also nur den totalen Konsens. Letztlich muss man sich aber nur von der Gesellschaft abgrenzen, wenn man sich als Teil von ihr fühlt. Das tu' ich nicht. Also kann ich auch weiterhin genauso aussehen wie alle anderen und gerne püriertes Obst trinken.


Freches Liebkind des Feuilleton

Ronja von Rönne sorgte 2015 mit einem provokanten Kommentar für „Die Welt". zum Thema Feminismus für viel Aufregung — inklusive Shitstorm. Mittlerweile zählt die 24-jährige Wahl-Berlinerin, die im bayerischen Grassau aufwuchs, zum Aushängeschild einer jungen deutschen Autorengeneration.
Rönne, die vier Studienabbrüche hinter sich hat, spielt in ihren Texten für „Die Welt" geschickt mit der Provokation — sie kennt die Codes ihrer Generation und die Mittel der Vermarktung. Daran wird 'auch ihr erfrischender, aber auch etwas einfach gestrickter Roman  „Wir kommen" nichts ändern. Sie hat Talent.

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Feminismus - Sexismus, Gender, Gleichberechtigung, Frauenbewegung, Ronja von Rönne
Kommentare und Hervorhebungen: JPS

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