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Die Gleichgültigkeit der Bürger zum Thema Überwachung und Datenschutz ist gefährlich,
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"Massenüberwachung ist gegen Terrorismus wirkungslos"


William Binney, früherer Cheftechniker der NSA über Überwachung, Wirtschaftsspionage und die Praktiken des US-Geheimdienstes.


„Massenüberwachung ist für den Kampf gegen den Terrorismus nicht geeignet“, sagt William Binney. Der frühere technische Direktor des US-Geheimdienstes NSA war am Freitag auf Einladung der Bürgerrechtsorganisation epicenter.works in Wien, wo er sich gegen ausufernde  Überwachungsmaßnahmen aussprach und auch das in Österreich geplante "Sicherheitspaket" kritisierte.

futurezone: Sie haben 2001 die NSA verlassen und kritisieren seither die Massenüberwachung des Geheimdienstes, warum?
William Binney: Massenüberwachung ist gegen Terrorismus wirkungslos. Es ist eine Lüge, wenn man sagt, wir müssen unsere Privatsphäre aufgeben, um Sicherheit zu bekommen. Die NSA speichert so viele Daten, wie sie kriegen kann, aber sie kann damit wenig anfangen.

Warum nicht?
Weil sie nicht in der Lage ist, die Daten zu analysieren. Sie haben zwar Informationen über jeden Menschen auf diesem Planeten, sie können die Bevölkerung kontrollieren und zerstören damit die Grundlagen der Demokratie. Aber das was sie damit erreichen wollen, nämlich den Terrorismus zu bekämpfen, gelingt ihnen nicht.

Was wäre die Alternative?
Gezielte Überwachung, wir haben solche Systeme auch bereits entwickelt, aber sie kommen nicht zur Anwendung.

Und damit hätten Anschläge verhindert werden können?
Ja, die NSA hat mein “Thin Thread”-Programm einige Monate nach den Anschlägen von New York im Jahr 2001 über ihre Datenbanken laufen lassen und sie haben alle Daten über die Attentäter gefunden. Sie hatten die Daten, aber sie haben es nicht gewusst.

In der Datenanalyse hat es seither große Fortschritte gegeben.
Nein, hat es nicht.

Bei Internetfirmen wie Facebook oder Google scheint sie gut zu funktionieren, warum nicht bei der NSA?
Es gibt einen großen Unterschied. Facebook und Google bestimmen die Vorlieben und Absichten einer Person, terroristische Bedrohungen gehen aber von Gruppen aus. Es ist wesentlich schwieriger ganze Gruppen, die sich koordinieren, über solche Datenanalysen zu erfassen.

Hat sich seit den Enthüllungen Edward Snowdens über die Internetüberwachung etwas an der Praxis der NSA geändert?
Nein, denn die Geheimdienste halten sich für allmächtig, sie sind sehr arrogant. Sie haben gesehen, dass sie mit allem durchkommen.

Das EU-US-Datenschutzabkommen, das EU-Bürger vor der Überwachung der US-Geheimdienste schützen soll, ist wirkungslos?
Das ist richtig. Die Dienste saugen aus den Netzen ab, was sie kriegen können. Das ist von den US-Gesetzen auch gedeckt. Denn die Dienste rechtfertigen sich damit, dass sich unter all diesen Daten auch jene von Terroristen befinden könnten.

Welche Rolle spielt Industriespionage bei der NSA?
Nun, sie haben all diese Daten und die Systeme werden von externen Firmen gewartet, die auch Zugriff darauf haben. So ist auch Edward Snowden, der ja für Booz Allen Hamilton gearbeitet hat, an seine Dokumente gekommen. Sie haben die Möglichkeit auf diese Daten zuzugreifen, und werden es wohl auch tun.

Was bringt Verschlüsselung?
Das macht es etwas schwieriger. Aber die NSA hat auch Zugang zu Hintertüren in der Software und in der Hardware. Wenn Sie an Informationen herankommen wollen, dann können sie das auch.

Die österreichische Regierung will Sicherheitslücken nutzen, um Überwachungssoftware auf die Geräte Verdächtiger zu schleusen. Sollten staatliche Behörden von solchen Sicherheitslücken Gebrauch machen dürfen?
Es braucht auf jeden Fall die Bewilligung eines Richters und einen Durchsuchungsbefehl. Aber damit sollten sie zu Facebook oder Google gehen und die Herausgabe der Informationen verlangen. Es sollte ihnen nicht erlaubt sein, Hintertüren zu nutzen, denn darüber können sie auf alle Informationen zugreifen. Die Nutzung solcher Hintertüren bringt alle in Gefahr. Dafür gibt es keine Rechtfertigung.

Wie ist das Verhältnis der Trump-Regierung zur NSA?
Trump hat zwar gesagt, dass er die Geheimdienste reorganisieren will, aber bis jetzt ist nichts geschehen. Die Geheimdienste arbeiten aber bereits daran mit, Trump zu Fall zu bringen. Die Leaks über seine Gespräche mit ausländischen Präsidenten oder im Weißen Haus, was glauben Sie woher die kommen?

Woher?
Von der NSA. Die Standardpraxis ist, dass Gespräche des Präsidenten verschlüsselt werden. Die NSA hat die Schlüssel dazu. Sie ist, genauso wie die CIA, auch daran beteiligt, dass den Russen jetzt alles Mögliche in die Schuhe geschoben werden soll.

Sie meinen die Angriffe auf den E-Mail-Server der Demokratischen Partei?
Ja. Das war kein Hack, auf die Daten muss lokal zugegriffen worden sein. Es wurden in wenigen Sekunden mehrere Gigabyte an Daten heruntergeladen, das ist nur lokal möglich. Es war ein Leak.

ZUR PERSON

William Binney

Der 73-jährige US-Amerikaner war bis 2001 technischer Direktor beim US-Geheimdienst NSA . Er entwickelte das Programm „ThinThread“, das auf gezielte Überwachung und erweiterte Analysemethoden setzt. Weil die NSA stattdessen  Massenüberwachung  zum Einsatz brachte, wechselte  Binney die Seiten. Er gilt seither als scharfer Kritiker der NSA. Zeugnis davon gibt auch der Film „A Good American“ des österreichischen Regisseurs Friedrich Moser.



Ex-Cheftechniker der NSA warnt vor Sicherheitspaket der Regierung


Whistleblower Binney spricht von verfehlter Politik – Max Schrems kritisiert Pläne scharf


Die erste Reihe der Gegner des sogenannten Sicherheitspakets der Regierung hat namhafte Unterstützung bekommen. Bill Binney, ehemaliger technischer Direktor des Geheimdiensts NSA und späterer Whistleblower, bezeichnete am Freitag in einer Pressekonferenz von epicenter.works die Vorhaben als verfehlte Politik.

"Massenüberwachung ist nicht geeignet, Terrorismus zu begegnen", so Binney.
Und er betonte, dass "es keinen einzigen Beleg dafür gibt, dass das massenhafte Sammeln und Auswerten von Daten tatsächlich für mehr Sicherheit sorgt oder bei der Aufklärung von schwerer Straftaten helfen kann".
"Aktionismus der ÖVP für Schlagzeilen"
Ihm zur Seite stand der wohl bekannteste Datenschützer Österreichs.
Max Schrems bezeichnete das Sicherheitspaket als Aktionismus der ÖVP für Schlagzeilen. Er sieht eine schleichende Verschärfung der Überwachungsmaßnahmen seit Jahren. So habe es seit 2001 insgesamt 28 Novellen des Sicherheitspolizeigesetzes gegeben. Namentlich kritisierte er vor allem den derzeitigen Innenminister, der sich etwa durch die USA beflügelt sehe: "Man hat das Gefühl, es ist Sobotkas (Wolfgang, ÖVP, Anm.) Kindergeburtstag", der "völlig schmerzbefreit" den Datenschutz einschränken will. -
Er erinnerte auch daran, dass es in den letzten Jahren immer wieder schwere Verstöße seitens staatlicher Behörden gegen den Datenschutz gegeben habe, etwa im Rahmen des Verfahrens gegen Tierschützer oder als Telefonprotokolle des ehemaligen FPÖ-Politikers Walter Meischberger an die Öffentlichkeit gelangten. Er rechnet auch damit, dass Teile des Sicherheitspakets vor dem Verfassungsgerichtshof landen werden.

Vorratsdatenspeicherung

Thomas Lohninger von epicenter.works sieht das ähnlich. Seine Organisation, damals noch unter dem Namen AK Vorrat, hat auch bereits die Vorratsdatenspeicherung in Österreich zu Fall gebracht.
Er bezeichnete das angedachte Sammeln von Videomaterial, etwa von ÖBB- oder Wiener-Linien-Passagieren, als Vorratsdatenspeicherung. Bei der Ausweispflicht bei Wertkartenhandys werde "Millionen Unschuldigen" die Möglichkeit genommen, anonym zu kommunizieren.
Zusätzlich kritisierte er die geplanten Netzsperren, "die nicht mit Terrorismus zu tun haben". Die Pläne der Regierung überlassen es Internet-Anbietern, welche Seite sie ihren Kunden nicht mehr zugänglich machen.
Rechtliche Schritte gegen derartige Entscheidungen sind nicht vorgesehen.

Mit der Pressekonferenz wollte epicenter.works auf die weniger diskutierten Themen des Sicherheitspakets aufmerksam machen, da sich die öffentliche Diskussion hauptsächlich um den Einsatz des Bundestrojaners dreht.

Kosten

Vor hohen Kosten aufgrund der Einführung neuer Überwachungssysteme warnte der niederländische Sicherheitsexperte Arjen Kamphuis. Diese gingen weit über die Anschaffung und den Betrieb hinaus.
Wenn der Staat Sicherheitslücken bewusst nutzt anstatt für deren Schließung zu sorgen, seien die Folgekosten nämlich enorm.


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