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Burschenschafter: Die schlagenden, ideologischen Tiefwurzler der FPÖ     

Presse 2017-11-18 

Noch nie waren innerhalb der FPÖ-Parlamentarier mit rund 40 Prozent so viele Burschenschafter vertreten wie dieses Mal.
Auch die Hälfte des FPÖ-Koalitionsverhandlerteams besteht aus Deutsch-Nationalen.
Wie sie ticken, warum Parteichef Strache ihnen vertraut und warum die FPÖ ohne sie ein echtes Personalproblem hätte.

Anna Thalhammer 

Zuerst Fuchs, dann Bursch, dann Alter Herr – und oft für das Leben gezeichnet. Wer bei einer schlagenden Burschenschaft ist, das verraten häufig Narben an Wange und Scheitel. Es sind die markanten Erinnerungen an gefochtene Mensuren. Dieser Tage sieht man im Parlament viele Abgeordnete, deren Gesichter diese Blessuren prägen.

Noch nie war der Anteil an Burschenschaftern bei den FPÖ-Abgeordneten mit knapp 40 Prozent so hoch. Während die Schlagenden in den vergangenen Jahren das ganz rechte Spektrum der Partei repräsentierten, bilden sie nun wieder das Rückgrat der FPÖ. Und sofern die FPÖ Regierungsverantwortung gemeinsam mit der ÖVP übernehmen wird, was als sehr wahrscheinlich gilt, werden sie und ihre Weltansichten maßgeblich die Politik dieses Landes mitgestalten. Doch wie ticken die Burschenschafter? Wie rechts sind sie? Warum haben sie derart an Stärke in der Partei gewonnen, nachdem sich Chef Heinz-Christian Strache doch die vergangenen Jahre bemüht hat, sich als Kandidat der Mitte zu inszenieren?

Mächtige Minderheit

Experten schätzen, dass es in Österreich etwas weniger als 4000 Personen gibt, die in deutsch-nationalen Verbindungen organisiert sind. Das sind im Wesentlichen schlagende Burschenschaften, Corps und Landsmannschaften. Sie alle berufen sich in der Tradition auf 1848 (siehe rechts) und sehen Staaten höchstens als Verwaltungseinheiten. Man fühlt sich einem deutsch-kulturellen Raum zugehörig, der über Staatsgrenzen hinweg reicht. Während Corps und Landsmannschaften meist wenig politisch aktiv sind, zeigen die schlagenden Burschenschaften hier durchaus großes Engagement.In Deutschland reicht die ideologische Bandbreite der Burschenschaften von liberal bis weit rechts – seit 1945 engagieren sich diese in unterschiedlichsten Parteien – von FDP über CSU bis SPD. In Österreich gibt es eigentlich nur eine Partei, in der sie eine politische Heimat haben: die FPÖ. Die ideologische Bandbreite ist hierzulande deutlich schmaler und reicht von rechtskonservativ bis rechtsextrem. In der Vergangenheit kam es mit den deutschen Verbindungen immer wieder zu Konflikten – nicht zuletzt, weil die Deutschen Staatsgrenzen durchaus mehr respektieren als die österreichischen schlagenden Burschenschaften.

Derer gibt es hierzulande etwa 25, die im Schnitt bis zu 70 Mitglieder haben – aktive Mitglieder gibt es meist nur eine Handvoll. Als aktives Mitglied gilt, wer noch studiert. Meist wohnen die Studenten in den Verbindungshäusern, um die sie sich kümmern müssen. Es gibt aber auch andere Verpflichtungen: Wer einer Burschenschaft beitreten will, wird als Fuchs aufgenommen – quasi als Lehrling. Man muss sogenannte Fuchsenstunden besuchen, wo Geschichte der Verbindung, Werte und auch Lieder gelernt werden – teils sind diese historisch schwer belastet und wurden etwa von der deutschen Wehrmacht gesungen.

Wichtige Teile des Unterrichts sind auch die Fechtstunden, wo für die Mensuren geübt wird. Wer vollwertiges Mitglied – also Bursche – werden will, muss eine Mensur fechten. Dabei geht es nicht darum, den Gegner zu besiegen, sondern sich seinen eigenen Ängsten zu stellen. Nicht selten endet das in gröberen Schnittverletzungen, die ein Arzt vor Ort versorgt. Die Mediziner sind meist selbst Verbindungsmitglieder, sogenannte Alte Herren – also jene, die das Studium abgeschlossen haben. Wie viele Mensuren gefochten werden müssen, ist von Verbindung zu Verbindung unterschiedlich.

Die Burschenschafter haben nicht nur in der FPÖ, sondern auch zahlenmäßig in Österreich Aufwind, es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Verbindungsneugründungen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit den Fachhochschulen auch in dezentraleren Orten universitäre Strukturen entstehen.

Zurück zu den Wurzeln

Trotz Zuwachs steht ihre Repräsentanz im Parlament freilich in keinem Verhältnis zu ihrer Repräsentanz in der Gesamtbevölkerung. Dass Strache ihnen derart viel Macht zuteil werden lässt, ist in gewisser Weise eine Rückbesinnung auf die Parteiwurzeln – denn bis zur Ära Haider bildeten sie den ideologischen Kern der Partei. Mit Haiders Erfolg, einer breiter und größer werdenden Partei, gerieten sie ins Hintertreffen.

Und auch Strache hatte sich in den vergangenen Jahren eher distanziert. Er blieb dem von Burschenschaften ausgerichteten WKR-Ball, wo immer wieder Rechtsextreme Gäste waren, mehrfach fern. Am 8. Mai feiert Österreich die Kapitulation Hitler-Deutschlands – die Burschenschaften halten an diesem Tag ein traditionelles Totengedenken ab, an dem „aller Opfer“ des Krieges gedacht wird. Also auch den Waffen-SS-Soldaten. Strache hielt an diesem Tag am Heldenplatz auch schon eine Rede – was für viel Kritik sorgte. In den vergangenen Jahren ließ er sich dort aber nicht mehr blicken.

Strache hat plötzlich kein Problem mehr, mit den Deutsch-Nationalen gesehen zu werden. Die Hälfte seines Verhandlerteams stammt aus diesen Kreisen – er vertraut ihnen. Die FPÖ hatte angekündigt, bei dieser schwarz-blauen Neuauflage Fehler nicht wiederholen zu wollen. Einer: als FPÖ vorzugeben, möglichst wenig blau zu sein. Die neue Regierungskoalition soll eine deutliche FPÖ-Handschrift bekommen, blaue Politik sichtbarer werden – und Strache verlässt sich nun darauf, dass die Deutsch-Nationalen das in seinem Sinne gut verhandeln. Sie sind ideologische Tiefwurzler.

Der andere Grund, warum die FPÖ nun auf diese Ressourcen zurückgreift ist ein ganz pragmatischer: Ihre Personalreserve ist dünn – nicht viele im FPÖ-Umfeld bringen das nötige politische Kapital und die Kompetenz mit. Die Burschenschaften sind eine der wenigen Rekrutierungsmöglichkeiten – denn anders als SPÖ oder ÖVP hat die FPÖ kaum Nachwuchs- und Vorfeldorganisationen.

Nicht zuletzt deswegen wälzt man parteiintern schon Gedanken, wie man die Kabinette gut besetzen kann. Es ist davon auszugehen, dass sich auch dort überproportional viele Burschenschafter finden. ?


Korporierte FPÖ-ler im Nationalrat

Erwin Angerer,Teutonia

Hermann Brückl,Scardonia

Martin Graf, Olympia, wird vom Archiv des österreichischen Widerstands als rechtsextrem eingestuft.

Christian Hafenecker,Nibelungia

Roman Haider,p.c.B! Donauhort zu Aschach

Christian Höbart, Tauriska zu Baden

Norbert Hofer, Ehrenmitglied Marko-Germania

Hans-Jörg Jenewein,Nibelungia

Axel Kassegger,Thessalia, Germania

Anneliese Kitzmüller, Mädelschaft Idunia

Maximilian Krauss,Aldania

Wendelin Mölzer,Corps Vandalia

Norbert Nemeth,Olympia

Werner Neubauer,Teutonia Linz

Walter Rosenkranz, Libertas

Philipp Schrangl,Oberösterreicher Germanen in Wien

Harald Stefan,Olympia

Heinz-Christian Strache, Vandalia

Wolfgang Zanger,Corps Austria Knittelfeld, Corps Vandalia Graz 


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