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Digitale Identität - die Gefahren der Bequemlichkeit  

futurezone 2018-01-16 

Amtswege übers Internet abzuwickeln sind bequem, aber auch mit Gefahren verbunden.
Datenschützer warnen vor einer Zentralisierung der Daten.
Sicherheitsprobleme in Estland  (einem Vorreiterland bzgl. der "Bürger"-Digitalisierung) und 2,8 Mio "gefährdete" Patientendaten in Norwegen Anfang Jänner, zeigen klar die Gefahren der zentralen ditigitalen Identitäten auf.

Barbara Wimmer 

Am Dienstag haben ÖVP und FPÖ im Ministerrat ihre Digitalisierungspläne präsentiert, mit denen sie Österreich wieder „weiter nach vorn bringen“ wollen. Dahin, wo Österreich schon einmal war. Österreich galt lange Zeit als Vorreiter bei der Bereitstellung von Gesetzen in elektronischer Form über das Internet. Doch andere EU-Staaten haben Österreich hier längst überholt.

Ein Land, das immer wieder als Vorreiter in Europa genannt wird, wenn es um Digitalisierungsfragen geht, ist Estland. In Estland besitzen nahezu alle der gut 1,3 Millionen Einwohner eine computerlesbare Karte, die als Personalausweis dient und im Internet die Feststellung der Identität ermöglicht. Die Esten selbst lieben dieses System. Doch gerade das digitale Bürgerkonto in Estland zeigt, dass es damit auch Probleme geben kann: Im September 2017 kam es zu einem gravierenden Sicherheitsproblem. 760.000 ID-Karten inklusive Online-Funktionen mussten für ungültig erklärt werden, weil Kriminelle darauf zugreifen hätten können. Die estnische Regierung rief den „nationalen Sicherheitsrat“ ein und es dauerte Wochen, bis wieder alle Bürger ihre zentrale ID nutzen konnten.

Pläne in Österreich

Auch in Österreich ist die Einführung einer digitalen Identität geplant. Diese ist notwendig, wenn künftig Verwaltungsaufgaben, wie der Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses oder Einträge ins Melderegister über eine App ermöglicht werden.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz sagte im Ministerrat zum Thema „Datensicherheit“  lediglich, dass er hier „keinerlei Bedenken“ habe. „Beim E-Banking im Privaten“, so Kurz, „funktioniert das seit Jahren, also werden wir das auch schaffen“. Datenschützer sehen dies freilich anders. „Eine zentrale Identität bedeutet immer, dass es nur einen einzigen Angriffspunkt gibt. Damit erhöht sich das Missbrauchspotenzial und es werden mehr Möglichkeiten für Datendiebstahl geschaffen. Wenn an einer Stelle auf die Daten von Sicherheits-, Sozial- und Gesundheitsystem zugegriffen werden kann, ist das eine Goldgrube für Datendiebe und staatlicher Überwachungsbegehrlichkeiten“, warnt Thomas Lohninger von der Bürgerrechtsorganisation epicenter.works.

Immer wieder Probleme

Vor kurzem hatte sogar Norwegen, eines der reichsten Länder Europas, mit einem Datenleck zu kämpfen: Dort wurden Anfang Jänner 2,8 Millionen Patientendaten aus der zentralen Datenbank durch eine Sicherheitslücke gefährdet. „Es gibt keine völlige Sicherheit. Weder off- noch online. Auch hier ist jedoch essentiell, alle Aspekte der Sicherheit sowie der notwendigen Datensparsamkeit bereits von Anfang an bei der Konzeption mit zu bedenken und die Systeme demensprechend zu gestalten“, warnt Maximilian Schubert vom Verband der Internet Service Provider (ISPA).

Es sei daher notwendig, die Einführung und Umsetzung einer digitalen Identität, neuer Portale und mobiler Apps „mit Bedacht“ durchzuführen, so Schubert. „Das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in die Sicherheit von Anwendungen ist auch bei digitalen Amtswegen der Dreh- und Angelpunkt. Die ISPA ist daher skeptisch gegenüber Ankündigungen, in kürzester Zeit neue Systeme auf die Beine zu stellen.“

Bequemer, effizienter

Während die einen also davor warnen, Datensicherheit bei der Schaffung neuer Online-Dienste und einer digitalen Identität auf die leichte Schulter zu nehmen, kann es anderen wiederum nicht schnell genug gehen mit der Umsetzung: Der Wirtschaftsbund begrüßt es, Behördenwege künftig „bequem vom Büro aus“ erledigen zu können. Die NEOS sehen die Pläne zur Schaffung einer Plattform, mit der die wichtigsten Behördenwege online erledigt werden können, beispielsweise als „längst überfälligen Schritt“ an – aber nur als einen Anfang. Tatsächlich ist der Bereich der Verwaltung nur ein kleiner im Feld der Digitalisierung – wenn auch kein unbedeutender: Durch die Zentralisierung der Ämter sollen mittel- und langfristig auch Kosten eingespart werden (auch wenn die Kosten für die Erschaffung einer solchen digitalen Identität noch nicht bekannt sind).

Wichtig ist hier vor allem auch, dass keine Menschen ausgegrenzt werden und  den Anschluss verlieren, wie der Seniorenbund betont. Es werde keiner gezwungen, seine Behördenwege online zu machen, die Wahlfreiheit bleibe erhalten, betonte Kurz.


DIGITALLECK IN ESTLAND: Tallinn, wir haben ein Problem  

Michael Hanfeld 2017-09-07
Die Esten verstehen sich als Vorreiter der Digitalisierung. Doch jetzt hat das Land ein Problem: Der elektronische Personalausweis ist nicht sicher. Mehr als jedem zweiten Esten könnte die digitale Identität gestohlen werden.

Für die Prediger der Digitalisierung liegt das Nirwana im Baltikum. Genauer gesagt im kleinsten der baltischen Staaten, der von sich behauptet, die erste digitale Gesellschaft der Welt zu sein. „e-Estonia“ nennt sich das Projekt des Landes der unbegrenzten digitalen Möglichkeiten und empfiehlt sich mit „Yes, we can“-Pathos als Vorbild: „We have built a digital society and so can you.“ Die Esten seien Pioniere, heißt es in der Selbstdarstellung der Regierung, sie schüfen ein „effizientes, sicheres und transparentes Ökosystem“. In diesem setzen die Menschen alles auf eine Karte – einen Personalausweis, auf dem alles gespeichert ist, was einen Staatsbürger ausmacht, und mit dem er alles Erdenkliche anstellen kann, von der Steuererklärung bis zur Stimmabgabe bei der Wahl.

Das Dumme ist nur: Die Karte hat, wie Sicherheitsspezialisten jetzt herausgefunden haben wollen, ein Loch. Man hätte es erwarten können, ja müssen, schließlich ist in der digitalen Welt nur sicher, dass Daten niemals sicher sind. Irgendein Hacker wird ihrer habhaft, irgendein Geheimdienst kommt an sie heran. Das hätten die Esten eigentlich wissen müssen, zumal sie es mit einem gefährlichen, digital hochgerüsteten Nachbarn zu tun haben. In Sachen „Cyberwar“ zählt Russland zur Avantgarde und scheint für eine Kriegsführung vorbereitet, die zu immensen Schäden führt, Infrastrukturen und Institutionen lahmlegt, ohne dass die Verursacher je ausfindig, geschweige denn dingfest gemacht werden. Dafür waren die geleakten Dokumente der Demokraten im amerikanischen Wahlkampf nur ein Beispiel.

Durch die Sicherheitslücke im estnischen ID-Card-System könnten Hacker, wie die „Financial Times“ schreibt, an die Daten von 750000 Menschen gelangen, welche den neuen Ausweis schon besitzen. Das ist bei einer Gesamtbevölkerung von rund 1,3 Millionen Menschen mehr als jeder Zweite, der nun befürchten muss, dass seine digitale Identität gestohlen und mit dieser wer weiß was angestellt wird. Vor knapp drei Jahren hat Estland damit begonnen, seine Verwaltung auf diesen Digitalpass umzustellen, mit dem man sogar eine sogenannte „E-Residency“ erwerben und als Ausländer Bürger der Digitalrepublik Estland werden kann. Die Bürger sollen eine nie dagewesene Schlüsselgewalt haben – Zugang zu allem, was man vom Staat erwartet. Dass dies auch in umgekehrter Richtung funktioniert, intimste Dinge transparent macht und die Menschen entschlüsselt, dürfte jetzt auch dem Letzten klar sein. Doch wird das im allgemeinen E-Governance-Gestaune nicht nur von den Kapitalverwertern der Digitalisierung wie Facebook und Google konsequent ausgeblendet. Sie versprechen mehr Demokratie, von der aber gar nicht klar ist, worin sie bestehen soll. Von mehr Teilhabe ist stets die Rede, davon, dass die Menschen ihre Stimme hörbar und zählbar machen könnten, dabei geht es doch zunächst einmal um ein effizientes Service-System.

Und bei dem muss man erst einmal dafür sorgen, dass die Prinzipien und Errungenschaften der analogen Demokratie – Grundrechte, freie Wahlen, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit – nicht ausprogrammiert werden und sich die Herrschaft des Volkes in eine der Datenkonglomerate verwandelt. Wie großartig man mit dem Demokratie-Versprechen der Digitalisierung scheitern kann, wenn man die Technik mit der Verfasstheit der Gesellschaft verwechselt, haben hierzulande vor Jahren die „Piraten“ gezeigt, deren kometenhaftem Aufstieg ein innerparteilicher „Terreur“ folgte, der jedem zeigte, wie „E-Demokratie“ aussehen kann, wenn sie von den falschen Leuten betrieben wird.

Die Sicherheitslücke zu schließen werde mehrere Monate dauern, teilte nun die estnische Regierung mit. Die von IT-Sicherheitsexperten beschriebene Gefahr sei zwar erheblich, doch auch eine theoretische. Noch habe kein Hacker zugeschlagen, die digitalen Speicherpässe sollen bis auf weiteres im Umlauf bleiben. Digitalisierung – darauf will Estland, das am 1.Juli (anstelle der Briten, die eigentlich dran gewesen wären) die Präsidentschaft im Ministerrat der EU übernommen hat, die Europäer trimmen. In Tallinn beginnt heute eine Konferenz der EU-Verteidigungsminister, auf der es um den Cyberkrieg gehen soll. Für ein realistisches Szenario sorgen die Gastgeber selbst.


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