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  down  Die Rede (Köhlmeiers) hätte noch größer sein können

Andreas Koller - Salzburger Nachrichten   2018-05-07   ../00CONTENT/Austria/NS/2018/05_Mai/2018-05-07_Koller_Koehlmeier_306

Michael Köhlmeier arbeitete sich an der FPÖ ab. Wacker. Doch es wäre einer Erwähnung wert gewesen, dass Antisemitismus auch außerhalb der FPÖ existiert.
KOLLERS KLARTEXT ist eine "Gedenkrede" die die Realität beschreibt und sich nicht nur mit "Vergangenheitsbewältigung" begnügt.
Köhlmeier hätte wohl besser Andreas Koller als ghostwriter engagieren sollen!   


Der Schriftsteller Michael Köhlmeier hat es also, wie es so schön heißt, der FPÖ hineingesagt beim Gedenktag im Parlament am vergangenen Freitag. Er höre die NS-Opfer fragen: "Was wirst du jenen sagen, die einer Partei angehören, deren Mitglieder den Nationalsozialismus verharmlosen oder antisemitische Meldungen abgeben?", sagte Köhlmeier, und: "Wirst du es dir gefallen lassen, wenn ein Innenminister davon spricht, dass Menschen konzentriert gehalten werden sollen?" - So weit Köhlmeier, der sich das also nicht gefallen ließ, sondern der anwesenden freiheitlichen Regierungsprominenz etliche unangenehme Wahrheiten ins Gesicht sagte und auch dem Bundeskanzler am Zeug flickte. Eine große Rede, befand hinterher jener Teil des politischen Biotops, der nicht einer der beiden Regierungsparteien nahesteht.

Die Rede Köhlmeiers wäre noch größer gewesen, hätte er seine glasklaren Ausführungen nicht auf jenen altbekannten Antisemitismus beschränkt, der gewissen FPÖ-Kreisen innewohnt und in täglich neuen Einzelfällen zum Ausdruck kommt. Antisemitismus ist, anders als in der Gedenkrede insinuiert, kein Privileg der FPÖ und ewiggestriger Burschenschafter. Denn leider: Es ist traurige Tatsache, dass sich hierzulande ein für unsere Breiten neuartiger Antisemitismus ausbreitet - ein importierter Antisemitismus, importiert aus Weltregionen, in denen der Hass gegen die Juden zum guten Ton, zur kulturellen Grundausstattung und zum Schulunterricht gehört.

Laut einer Umfrage, die der Islamforscher Ednan Aslan unter jungen muslimischen Asylbewerbern in Graz durchführen ließ, ist knapp die Hälfte der Befragten der Meinung, dass die Juden an ihrer Verfolgung selbst schuld seien. Ebenso viele empfanden die jüdische Religion als schädlich für die Welt. Selbst der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ibrahim Olgun, konzediert, dass durch die jüngste Flüchtlingswelle "dieses Gedankengut (nämlich der Antisemitismus, Anm.) vielleicht hineingetragen worden ist nach Österreich". Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, dass hier ein erhebliches Gefahrenpotenzial für unsere Gesellschaft schlummert. Dieses Gefahrenpotenzial aus Gründen einer fehlgeleiteten politischen Korrektheit auszublenden, sei es in der medialen Berichterstattung, sei es in der Tagespolitik, sei es bei Gedenkreden im Parlament, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

Doch genau diese Ausblendung bestimmt den öffentlichen Diskurs. Als kürzlich der Maler Arik Brauer in einer TV-Diskussion sinngemäß feststellte, dass er als Jude mehr Angst habe vor zugewanderten Arabern als vor antisemitischen Burschenschaftern, brauste ihm ein eisiger Wind des Widerspruchs entgegen. "Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?", fragte den bald Neunzigjährigen empört ein nachgeborener Journalist, und vor allem die dauerempörte Twitteria konnte sich kaum beruhigen ob der angeblich fremdenfeindlichen Ausführungen Brauers. Grotesk: Eine Phalanx an politisch Korrekten, allesamt gesegnet mit der Gnade der späten Geburt, wollte einem Holocaustüberlebenden vorschreiben, vor wem er sich zu fürchten habe und vor wem nicht.

Man misst mit zweierlei Maß. Nicht nur in Österreich, sondern weltweit, und es fällt schwer, dieses ungleiche Maßnehmen nicht als Antisemitismus zu interpretieren. Wenn israelische Soldaten auf palästinensische Randalierer schießen, weil diese mit Brandsätzen und Waffen gewaltsam auf Israels Staatsgebiet vordringen wollen, ernten sie um Zehnerpotenzen mehr weltweite Empörung als die syrische Regierung, wenn sie einen Massenmord am eigenen Volk verübt. Wenn Palästinenserpräsident Mahmud Abbas vor dem Palästinensischen Nationalrat die These breit tritt, dass die Juden am Holocaust selbst schuld gewesen seien, schweigt die UNO, und die EU wird den Mann weiterhin verhätscheln. Wenn kippatragende Juden in Berlin von einem arabischsprechenden Mann mit einem Gürtel verprügelt werden, zuckt Europa mit den Achseln, und manch politisch korrektes Medium legt die Platte von den "unbekannten Tätern" auf. Wenn Demonstranten vor der amerikanischen Botschaft in Wien eine israelische Fahne verbrennen - weil der Jud' offensichtlich an allem schuld ist, auch an der amerikanischen Politik -, findet die Polizei keinen Grund zum Einschreiten.

All das hat mit angewandtem Antisemitismus zu tun. All das hätte Platz gehabt in einer Rede zum Mauthausen-Gedenken, doch leider kam es nicht vor. Stattdessen meinte Redner Köhlmeier, dass es auch "damals", also in der Nazi-Zeit, Menschen gegeben habe, die sich damit brüsteten, "Fluchtrouten geschlossen" zu haben. Merke: Wer Schlepperbanden das Handwerk legen will, wie zum Beispiel der amtierende Bundeskanzler, ist nicht besser als jene, die einst die Juden den Nazi-Schergen auslieferten.

Eine solche Verharmlosung des NS-Terrors findet sich wohl nicht einmal im finstersten Burschenschafter-Liederbuch.


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