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 pressreader/Kurier - Susanne Mauthner-Weber 2010-01-29    ../_CONTENT/Persoenlichkeiten/Kreisky/2018-01-29_A_Mythos Kreisky_310

Revival. Nach seinem Rücktritt angefeindet, ist der Kanzler der 70er-Jahre wieder modern. Warum?


Sie waren gefürchtet, die Ministerratssitzungen, in die Bruno Kreisky mit Schmierzetteln kam und aus seinen Frühstückstelefonaten zitierte. Der SPÖ-Kanzler hatte keine Geheimnummer, hob hin und wieder selbst ab, wenn es in der Wiener Armbrustergasse klingelte und verärgerte Bürger sich Luft machen wollten. Die Beschwerden hat Kreisky dann den jeweiligen Ministern umgehängt. „Er prägte einmal den Satz: ,Man muss die Menschen gerne haben!‘“, erinnert der Historiker Oliver Rathkolb. Dieses offene Ohr ist vielleicht einer der Gründe, der zum Mythos Kreisky beigetragen hat.

Wobei: „Als seine Ära endete, war sein Mythos nicht stark. Da hat man geschimpft, er habe nur Schulden gemacht, die Verstaatlichte Industrie gehe den Bach hinunter und so weiter“, sagt Rathkolb. „Interessant, dass jetzt alle Kreisky-Fans geworden sind.“ Kanzler Sebastian Kurz nennt ihn und Wolfgang Schüssel als politische Vorbilder, und H.C. Strache meinte unlängst, Außenministerin Karin Kneissl sei ein weiblicher Kreisky, bzw. Kreisky würde heute FPÖ wählen.„Die Menschen suchen eine Persönlichkeit, die das kleine Schiff Österreich durch die Globalisierung steuert. Die Entwicklungen sindso komplex geworden, dass es den Trend zu seiner starken Führungsfigur gibt“, sagt Rathkolb, der Vorstand desInstituts für Zeitgeschichte der Universität Wien ist. „Umfragen zeigen auch, dass die 1970er-Jahre eine extrem positiv erinnerte Zeit sind. Alte Zwänge sind zumindest aufgebrochen. Einiges kam in Bewegung, und das würde man sich auch heute wieder wünschen.“Kurz und auch Strache seien zudem auf der Suche nach Legitimität. Kurz stünde seine Jugend im Weg, Strache das Image der FPÖ als eine Art „Outlaw-Partei“. Und so suchen beide „die Nähe eines in der österreichischen Gesellschaft sehr positiv erinnerten Politikers“, so Rathkolb. Ob ihm die Vereinnahmung seiner Person gefallen hätte? „Er würde das mit einer wortgewaltigen Formulierung von sich weisen.“

Zur Person 
Höchste Zeit an den „Sonnenkönig“ (© Journalist Kurt Vorhofer) zu erinnern bzw. ihn jenen vorzustellen, die nicht dabei waren:
„Kreisky hätte aufgrund der Papierform weder Parteivorsitzender noch Bundeskanzler werden dürfen“, meint Historiker Rathkolb. Aus einer jüdischen Unternehmerfamilie stammend, war er Intellektueller ohne enge Kontakte zu den Gewerkschaften. Das war in den späten Sechzigerjahren für viele Sozialisten unvorstellbar. „Er hatte das negative Image eines Exilanten jüdischer Herkunft. Dazu kommt, dass er eher großbürgerlich aufgetreten ist, er war mit einer reichen schwedischen Industriellentochter verheiratet, hat im 19. Wiener Gemeindebezirk gewohnt – lauter Punkte, die nicht zu einem Politiker in den schwierigen Nachkriegsjahren passen.“Trotzdem hat er es geschafft. „Das hängt damit zusammen, dass er ein Sieben-Tage-24-Stunden-Politiker gewesen ist. Er war für die damalige Zeit ein richtiger Informationsmanager, hat aus allen Richtungen Entwicklungen angesaugt, verarbeitet und kommuniziert. Und er hat es verstanden, komplexe Entwicklungen so zu kommunizieren, dass sie von den Menschen verstanden wurden. “

Und dann kam ihm der Zeitgeist zu Hilfe: Kreisky konnte in die gesellschaftliche Auf- und Umbruchs-Stimmung der späten Sechzigerjahre hineinregieren. Ein weiterer Startvorteil kam von den „Schwarzen“: „Die ÖVP hatte mit Stephan Koren einen sehr sparsamen Finanzminister. Darum waren die Kassen prall gefüllt“, weiß Rathkolb. So sei es möglich gewesen, einen vorsichtigen Umverteilungsprozess einzuleiten – von Bergbauernförderung bis hin zu Gratis-Schulbüchern. „Kreisky war politisch sehr geschickt: Noch nie waren so viele Ressourcen ins schwarze Tirol gegangen.“

Der Sonnenkönig hatte natürlich auch seine Schattenseiten. Rathkolb: „Stichwort Umgang mit der Vergangenheit – er stellte sich z.B. ganz aggressiv vor den damaligen FP-Chef Friedrich Peter, immerhin ein Angehöriger einer SS-Mordbrigade, und agitierte gegen Simon Wiesenthal“. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ob Kreisky die späte, gute Nachrede freuen würde? Rathkolb: „Wenn sie politisch instrumentalisiert wird: Nein! Von den Menschen: Ja!“

P.S.: Ein wesentlich besserer Artikel "Mythos Bruno Kreisky: Der Mann mit Eigenschaften" ex_url  findet sich in der Presse vom 2010-02-28.


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