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    Schlaf: Wie wir ihn sehen und warum wir ihn brauchen   zum Nachlesen! 

Presse Dossier  2019-03-24    
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Die Zeitumstellung ist angezählt, der Sinn des Schlafs wird immer klarer, sein Ruf ist dennoch lang nicht so schlecht.
Zeit, sich ein wenig mit dem Schlaf zu Beschäftigen!


Wir verschlafen gut ein Drittel unseres Lebens. Dass wir schlafen müssen, ist unumstritten, und vielleicht ist es dieser Zwangscharakter, der den Ruf des Schlafs schädigte. Wir wollen uns nicht gern bedrängen lassen, und mittlerweile haben wir auch die Mittel - nämlich Licht und Koffein - um den Schlaf in seine Schranken zu weisen. Hier die Oberhand zu behalten, deuten viele als Macht: Früher prahlten die Feldherrn, mit wie wenig Schlaf sie auskommen, heute die Politiker. Wer wenig schläft, um viel zu arbeiten, genießt immer noch Anerkennung.

Dabei ist Schlaf nicht nur gesundheitlich gut und wichtig (Ratten sterben an Entzug von Schlaf rascher als an dem von Futter), sondern auch beglückend. Wir erleben ihn- obwohl dazu gezwungen – als temporäre Erlösung von allem Zwang und damit als Glück. Doch warum leidet dann sein Ruf, wie nicht nur die politische Diskussion um die Wiener Langschläfer ohne Job zeigte?

Schon für die alten Griechen waren Schlaf und Tod Zwillinge. Das Bewusstsein aufgeben zu müssen, der Welt abhandenzukommen, wenn auch nur für einige Stunden: Das hat auch etwas Unheimliches an sich. Die Selbstoptimierer wiederum sehen ihn als unproduktiv, Zeitverschwendung, Hemmschuh - wenn sie nicht gerade das „Power Nap“ feiern. Sie glauben, wenn sie den Schlaf kontrollieren, haben sie auch die Kontrolle über das Leben.

Vom Sinn des Schlafs

17 bis 19 Stunden ohne Schlaf haben auf den Körper eine Wirkung wie 0,5 Promille Alkohol.

Warum schlafen wir eigentlich? Erstaunlicherweise haben die Biologen sich bis heute auf keine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Schlafes einigen können. Schlafen denn alle Tiere? Jedenfalls alle mit einem Nervensystem. Wirbeltiere sowieso, aber auch Fliegen, Fadenwürmer und sogar Quallen. Der Schlaf dient offensichtlich vor allem dem Nervensystem. Im Schlaf werden etwa Gedächtnisinhalte verfestigt.

Israelische Forscher schlugen unlängst eine grundlegendere Rolle des Schlafes vor, basierend auf Experimenten an Zebrafischen. Das Ergebnis ist überspitzt gesagt: Denken schadet der DNA. Die dabei entstehenden Schäden können im Schlaf repariert werden. So ähnlich wie bei Reparaturarbeiten an einer Straße, die am besten erledigt werden können, wenn das Verkehrsaufkommen gering ist. Dieser Mechanismus könne erklären, warum Schlafentzug tödlich sein kann. Einen Haken hat die neue Theorie: Die gesamte Hirnaktivität ist im Schlaf nicht viel niedriger als im Wachzustand, auch bei Fischen.

Und was macht das Gehirn, wenn wir schlafen? Dass man wichtige Entscheidungen am besten noch einmal überschläft, weiß die Menschheit immer schon, und Schlafforscher haben bestätigt, dass man im Schlaf lernt: Da wird der Tag noch einmal durchgegangen, wichtige Erinnerungen verfestigen sich, entbehrliche werden entsorgt. Das wird auch echter Müll – Stoffwechselprodukte aus den wachen Aktivitäten –, so wird das Gehirn wieder frei.

Und wenn es das nicht wird? Übermüdung schwächt die Konzentration, deshalb gibt es dort, wo es um Leben und Tod geht – etwa bei der Arbeitszeit von Lkw-Fahrern – strikte Limitierungen. Für Private gelten die nicht, und weil Übermüdete sich oft frisch fühlen, verursachen sie viele Verkehrsunfälle: 17 bis 19 Stunden ohne Schlaf haben auf den Körper eine Wirkung wie 0,5 Promille Alkohol.

Frauen halten länger durch, Männer erholen sich rascher

24 Stunden ohne Schlaf  halten die meisten durch, wenngleich die Befunde aus den Schlaflabors inkonsistent sind: In manchen Studien ließ die Geschwindigkeit des Denkens nach, nicht aber die Genauigkeit, in anderen war es umgekehrt. Frauen etwa halten länger durch, Männer erholen sich in Ruhephasen rascher. Überlagert wird das durch starke Unterschiede zwischen Individuen. Gemeinsam ist den Meisten nur, dass die Ermattung nicht wahrgenommen, sondern mit einer Überschätzung der eigenen Kräfte überdeckt wird.

Wieviel-Schlaf

„Je kürzer man schläft, desto kürzer lebt man“

Es gibt mittlerweile über zwanzig umfassende epidemiologische Studien, die Menschen über viele Jahrzehnte begleitet haben und allesamt gleiche Zusammenhänge bestätigen, sagt der britische Neurowissenschafter Matthew P. Walker. Seine Forschung konzentriert sich ebenfalls auf die Auswirkungen des Schlafs auf die menschliche Gesundheit. Sein Fazit: „Je kürzer man schläft, desto kürzer lebt man. Die hauptsächlichen Ursachen für Krankheiten und Todesfälle in Industrienationen hängen alle nachweislich mit einem Mangel an Schlaf zusammen.

Herzleiden, Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs, Demenz – alles Krankheiten, die das Gesundheitssystem stark beanspruchen.“ Apropos Demenz: Dass zu wenig Schlaf eine Rolle bei der Entwicklung von Morbus Alzheimer spielt, ist das Ergebnis mehrerer Studien jüngerer Zeit. Demnach sollen Schlafstörungen – vereinfacht gesagt – eng mit der Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn zusammenhängen. Die Ablagerung dieser Peptide ist eine der Ursachen für Alzheimer.

Wir schlafen immer weniger

Die durchschnittliche Schlafenszeit reduziert sich ständig. Im vergangenen Jahrzehnt etwa um eine halbe Stunde, wie Befragungen ergeben haben. Nicht nur die Schlafdauer von Älteren nimmt ab, auch Kinder und Jugendliche schlafen tendenziell immer weniger und vor allem sehr unregelmäßig. Dabei sind es weniger die organischen Schlafstörungen, sondern die stärker werdende Konkurrenz zum Schlaf: Für Kinder und Jugendliche ist das Wachbleiben viel attraktiver geworden; dafür sorgen vor allem digitale Endgeräte. Empfohlen sind zehn bis zwölf Stunden Schlaf für die Jüngsten. Doch die meisten ruhen nur acht Stunden.

Zeitumstellung

Künftig nur noch Sommerzeit?

Das EU-Parlament hat am Dienstag für eine Abschaffung der Zeitumstellung gestimmt.

Ab Sonntag gilt wieder Sommerzeit. Doch wie wird es bei uns mit Sommerzeit und Normalzeit (also Winterzeit, während dieser ist es 12.00, wenn die Sonne den höchsten Stand hat) weitergehen? Mit der Abschaffung der Zeitumstellung wollte die EU-Kommission im vergangenen Jahr Pluspunkte bei den Bürgern sammeln. Doch die Brüsseler Behörde hat mit ihrer gut gemeinten Initiative einen Prozess losgetreten, der in Zwist und Zeitzonenchaos ausarten könnte – und noch eine Weile dauern wird.

Eine Abstimmung ist mittlerweile erledigt: Das Europaparlament hat sich am vergangenen Dienstag für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 ausgesprochen. EU-Länder, die ihre Sommerzeit dauerhaft beibehalten, sollten die Uhren damit im März 2021 zum letzten Mal umstellen. Länder, welche die Normalzeit präferieren, würden die Uhren im Oktober 2021 letztmalig umstellen.

Allerdings: Die EU-Länder sollen ihre Zeit untereinander abstimmen, damit etwa der Binnenmarkt nicht leidet. Es dürfte also noch einiger Streit bevorstehen. Die österreichische Bundesregierung hat sich übrigens schon vor einer Weile für eine permanente Sommerzeit ausgesprochen, ruderte später aber wieder zurück. Die deutsche Bundesregierung will sich derzeit offenbar noch nicht festlegen, ob bald dauerhaft die Sommerzeit oder die Winterzeit herrschen soll.

Schlafforscher sind für Winterzeit

Am besten unserer inneren Uhr entspricht die Winterzeit, sagen Schlafforscher – und warnen davor, die permanente Sommerzeit einzuführen. Dann müsse man deutlich häufiger im Dunkeln aufstehen. Sogar Wladimir Putin jammerte, nachdem sein Land im Oktober 2011 auf die „ewige Sommerzeit“ umgestellt hatte. Es dauerte keine drei Jahre, bis Putin, inzwischen wieder zum Staatschef gewählt, die Entscheidung rückgängig machte. Seitdem herrscht in Russland Winterzeit.

Die Zeitzonen, wie sie derzeit verlaufen.
Die Zeitzonen, wie sie derzeit verlaufen. – (c) APA

In der gesamten EU wird übrigens erst seit 1996 an der Uhr gedreht. Initiiert wurde die Sommerzeit 1973 anlässlich der Ölkrise, durch eine  Stunde mehr Tageslicht wolte man Energie sparen. Frankreich machte damals den Anfang.

Österreich beschloss die Einführung erst 1979. Warum so spät? Es gab verwaltungstechnische Probleme - und man wollte eine Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit 1980 ein. Allerdings gab es bei uns bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.

Politiker und Schlaf

Von Caesar bis Merkel: Politiker und Schlaf

Bei Caesar kann man Schlafstörungen vermuten, bei Barack Obama mussten vier Stunden genügen, Merkel braucht "für konstante Laune" mehr.

„Bitte, mich morgen um halb vier zu wecken“, ließ ihn Kaiser Franz Joseph von Österreich seinen Kammerdiener einführend wissen. Und so geschah es auch Tag für Tag in den folgenden 22 Jahren. Sogar an seinem Todestag beharrte der schon sehr schwache Kaiser darauf. Sein Pflichtbewusstsein in jeder Lebenslage nötigt heute noch vielen Menschen Respekt ab. Mit seiner strikten Angewohnheit, nur wenige Stunden nächtens zu schlafen, gesellte er sich in eine lange Reihe von Herrschern.

Gaius Iulius Caesar hatte ebenfalls ein gering ausgeprägtes Schlafbedürfnis. „Er nahm seine Mahlzeiten und überließ sich dem Schlafe, ohne davon einen Genuss zu haben, lediglich der Naturnotwendigkeit gehorchend“, berichtet der römische Historiker Velleius Paterculus. Allerdings ergibt sich aus anderen Quellen, dass Caesars Verzicht auf Schlaf aus der Not geboren war und er unter profunden Schlafstörungen litt – und einem ausgeprägten Kontrollzwang. Bei Belagerungen blieb er in der Nacht auf, um – etwa bei Avaricum – „die arbeitenden Legionäre bei Schanzarbeiten zu kontrollieren, damit keine Pausen entstehen“, erklärt Caesar sein Wachsein in seinen Schriften höchstselbst.

Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte wiederum hielt Menschen, die mehr als sechs Stunden schliefen, überhaupt für Idioten.

Aber auch noch im 20. und 21. Jahrhundert brüsteten und brüsten sich Politiker mit ihrem (ungesunden) Schlafverhalten. „Vier Stunden Schlaf müssen genügen“, verlautete der ehemalige US-Präsident Barack Obama während seiner ersten Amtszeit. Sein immer müder werdender Blick ist auf unzähligen Bildern verewigt.

Als die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei einem Wirtschaftstreffen in Düsseldorf im Jahr 2017 auf die Frage, ob ihr denn vier Stunden Schlaf genügen würden, antwortete: „Für einigermaßen konstante Laune müssen es schon mehr sein“, klang das fast kokett. Denn solange Schlafmangel nur die gute Stimmung ins Wanken bringt, befindet man sich ohnehin noch in der Komfortzone.

Viel schlimmer wird es für den betroffenen Politiker, genau genommen für sein ganzes Land, wenn seine Leistungsfähigkeit und Konzentration nachlässt. Das dürfte auch der britische Staatsmann Winston Churchill (1874 bis 1965) so gesehen haben. Seinen kurzen Nachtschlaf ergänzte er untertags mit einem ausgiebigen Nickerchen: „Zwischen Mittagessen und Abendessen muss man schlafen, und zwar keine halben Sachen. Ziehen Sie Ihre Kleider aus und legen Sie sich ins Bett – und denken Sie bloß nicht, dass Sie weniger Arbeit schaffen, wenn Sie am Tage schlafen. Das ist eine dumme Idee von Leuten ohne Vorstellungsvermögen. Sie werden sogar mehr bewerkstelligen“, riet er einem Freund schriftlich.

Prominente Langschläfer

Übrigens sind zehn Prozent der Menschen sind Langschläfer – und haben bzw hatten es nicht immer leicht damit, wie das Beispiel René Descartes zeigt: Christina von Schweden, ein wissbegieriger Morgenmensch, holte sich den Philosophen an den Hof und zwang ihn, der gern bis Mittag schlief, zu Lektionen um fünf Uhr früh. Viel lernte die junge Königin nicht: Schon nach wenigen Wochen erlag der erschöpfte Meisterdenker einer Lungenentzündung.

Ohne zehn Stunden Schlaf konnte Goethe nicht dichten. Hätte man Einstein seine zwölf Stunden Nachtruhe nicht gegönnt, müssten wir heute wohl ohne Relativitätstheorie auskommen. Niemand kann sagen, die drei Herrn wären nicht produktiv gewesen.

Schlaf in der Literatur

Von Dornröschen bis Murakami: Schlaf in der Literatur

Oft ist der Tod gemeint, wenn vom Schlaf die Rede ist. Manche Protagonisten schlummern aber - und das gern lange.

Nein, "The Big Sleep" (1939) ist kein ausgiebiger Schlaf, wie man vermuten möchte. Raymond Chandler meint damit in diesem hoch komplexen Krimi ganz einfach den Tod. Mit der üblichen Phase der Erholung hat auch Robert Schneiders Roman "Schlafes Bruder" (1992) nur in paradoxer Form zu tun. Der Bruder von Hypnos ist eine der unheimlichsten Figuren der griechischen Mythologie. Gott Thanatos bringt den Menschen den Tod. Ihm strebt auch Schneiders Protagonist zu. Der hochbegabte Musiker Johannes Elias Alder beschließt aus Liebesschmerz, seinem Leben ein Ende zu setzen, nachdem er zu Bachs Choral "Komm, o Tod, du Schlafes Bruder" ergreifend improvisiert hat. Alder hatte einmal gehört, dass ein Liebender niemals schlafe. Also bleibt er wach, so lange er kann, isst Tollkirschen, um nicht einzuschlafen. So stirbt er hin.

Auch beim japanischen Autor Haruki Murakami, der vom Thema Schlaf besessen zu sein scheint, geht es eher um den Mangel daran. Im Bändchen "Schlaf" (2009) behauptet die zwischen Traum und Wirklichkeit wandelnde Ich-Erzählerin, bereits siebzehn Tage nicht geschlafen zu haben.

Ins andere Extrem fällt der Titelheld von "Rip Van Winkle". Der Text des Autors Washington Irving, 1819 in "Sketch Book" publiziert, gilt als erste Kurzgeschichte der US-Literatur. Ein gutmütige Bauer streift in den Bergen New Yorks lieber durch die Wälder, als zu arbeiten. Dort trifft dieser Rip Van Winkle auf seltsame Gestalten in alter niederländischer Tracht. Er soll ihnen beim Kegeln Getränke aufwarten, kostet aus dem Fass und fällt in einen tiefen Schlaf. Für 20 Jahre. Als er aufwacht, ist New York nicht mehr Teil des britischen Empires, sondern der unabhängigen USA. Er hat die Revolution versäumt - und noch viel mehr.

Was aber ist Rips Schlaf gegen jenen von "Dornröschen". Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm haben es bereits in die erste Auflage ihrer "Kinder- und Hausmärchen" (1812) aufgenommen und später verfeinert. Denn die ursprüngliche, blutvolle Geschichte ist doch recht derb, voller sexueller Anspielungen. Ein König bekommt spät eine Tochter, zur Taufe sind 12 weise Frauen eingeladen. Mehr Geschirr ist nicht da! Die 13. Fee erscheint und verflucht das Kind. Es werde sich am 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und sterben. Eine gute Fee verwandelt die Todesprophezeiung in eine mildere des langen Schlafes. Tatsächlich schläft Dornröschen samt Hofstaat dann hundert Jahre, ehe sie von einem Prinzen wachgeküsst wird.

Die Geschichte hat auch schon Charles Perrault erzählt: "La belle au bois dormant" (1697) basiert wiederum auf mittelalterlichen Stoffen. Da herrschte kein Mangel an Langschläferinnen, die bluten oder geschwängert werden. Auch das scheintote Schneewittchen im gläsernen Sarg ruht ziemlich ausgiebig, ehe sie ein Prinz holt.

All diese Geschichten erinnern an indoeuropäische Heldinnen, wie etwa Brünhild, die wegen Befehlsverweigerung von ihrem Vater Wotan/Odin (mittels Dornenstich!) in den Tiefschlaf versetzt und zum Schutz mit einem Feuerring umgeben wird. Da muss schon ein Superheld wie Siegfried einspringen, um diese Walküre (diese Geistwesen künden ursprünglich den Tod an und führen die gefallenen Helden nach Walhalla) aufzuwecken. Was wären die Nibelungen oder die isländischen Sagas ohne eine starke Frau? Was wäre ein Prinz ohne Dornröschen, dessen psychologische, sexualisierte Deutung Bruno Bettelheim ausführlich betrieben hat? Erst mit dem Erwachen solcher Damen geht die Geschichte richtig los.     

Der Wecker

Vom bösen Erwachen: Der Wecker

Von da Vincis Weckmaschine über Erbsenschießer bis zum Schwellton: Geweckt zu werden war schon mal schlechter.

Der Weg in den Schlaf war oft ein schöner; Schlaflieder und Gebete sollten Ruhe einkehren lassen. Im 18. Jahrhundert wurde quasi die schrille Gegenstimme zur einlullenden Stimme der Mutter erfunden: der Wecker. Es gab Vorläufer: Leonardo da Vinci konstruierte im 15. Jahrhundert eine Weckmaschine, bei der durch allmähliche Füllung einer Waagschale mit Wasser zu einem vorab berechneten Zeitpunkt ein Hebel betätigt wurde, der dem Schlafenden die Decke wegzog. Ziemlich grausam.

Sehr viel besser wurde es mit dem Prototyp des mechanischen Weckers, 1787 erfunden, auch nicht. Er hatte den Nachteil, dass er ausschließlich um vier Uhr morgens klingeln konnte, weil das Hutchins‘ übliche Aufstehzeit war. Nach einigen Jahrhunderten entstanden zumindest Techniken, die das Wecken halbwegs erträglich gestalteten.

Der Weg war aber weit – und lange Zeit Uhren und damit Wecker ohnehin Luxus. Für die meisten Menschen endete der Schlaf eben, wenn es hell wurde oder der Hahn krähte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Thema drängender: Arbeiter und Angestellte mussten pünktlich zur Arbeit erscheinen.

Die wenigen, die vor der Dämmerung aufstehen mussten, wurden vom Nachtwächter geweckt – die Frau im Bild ist im Jahr 1900 aufgenommen, sie schießt mit Erbsen gegen die Fenster der Menschen, die geweckt werden müssen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Wecker erschwinglich. Man setzte auf ein freundliches Aussehen, auch Alarm und Werk wurden verbessert. Schwellton, Repetition und leise gehende Werke machten das Aufwachen etwas angenehmer. Mit der Elektronik änderte sich die Konstruktion, bald kamen hochpräzise und günstige Quarzwecker. Auch diese dürften verschwinden: Das Smartphone übernimmt auch diese Aufgabe.

         


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