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    Vielfalt versus Verzicht: Der Trend zum Einfachen   zum Nachlesen! 

Thomas Jakl - Presse  2019-03-24    
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Das Konsumverhalten junger Menschen erscheint autonomer und authentischer als jenes anderer Generationen. Luft nach oben bleibt.
Klima- und Umweltschutz beginnt bei jedem Einzelnen, er bedeutet Verzicht, Verlasssen der Komfortzone, Verzicht auf Bequemlichkeit und Schwimmen gegen den mainstream! Per Klimastreik Andere zum Handeln aufzufordern ist zu wenig, bei sich selbst zu beginnen, ist der weitaus richtigere Weg!
"Everyone everyday for future" wäre die wünschenswerte Parole!


Es gab ihn ja immer schon, diesen ein wenig trotzig-arroganten, die luxuriöse Vielfalt verlachenden Trend zum Einfachen. Was da aber gegenwärtig zum Mainstream zu werden scheint, ist etwas Anderes, tiefer Gehendes. Etwas Wichtiges.

In den Siebzigerjahren gab es beim Bäcker Semmeln, Salzstangerln, Wachauer und vielleicht Grahamweckerln. Die Einführung des „Kornspitz“ glich einer Sensation. Und heute? „Bitte eins von denen da“, sagen die Menschen und tippen mit dem Finger auf die Glaswand an der Theke der Bäckerei-Filiale, weil es einfach früh am Morgen zu viel verlangt ist, allen Ernstes „Walnuss-Bärlauch Zwirbel (sic!) mit Avocado und Mozarella“ oder „Sesam Chicken Frischkäse-Bagel mit Tomatenschnitz“ zu sagen. Nicht minder fantasievoll entwickelt sich auch die Palette an Kaffee- oder Teekreationen. Glaubt man den Produktbeschreibungen der Hundertschaften an hochpreisigen Bio-Kräuterteemischungen oder auch jenen aus der Armada an oft im selben Geschäft feilgebotenen Duschbädern, so mag der Eindruck entstehen, nach dem Tiefenentspannungsduschbad aus allerlei Essenzen jetzt noch eine Tasse „Geborgenheits-/Gute-Nacht-Tee“ zu trinken, könnte schlagartig zu tiefer Bewusstlosigkeit führen.

Gerade viele junge Menschen hupfen da aber nicht mehr mit und treffen ihre Kaufentscheidungen wohl im Bewusstsein des Angebots, aber eben ihren eigenen konkreten Wertvorstellungen folgend. Eine große Bank etwa greift diesen Trend gezielt in ihrer Werbelinie auf und lässt Tennisstar Dominic Thiem auf das euphorisch gepriesene Angebot eines Saft-Barkeepers an unzähligen Power-Gemüse-Smoothies antworten: „Einen Apfelsaft, bitte.“ Eine aktuelle Studie der Management Consultants Keylens und Inlux unterfüttert den Eindruck, die junge Generation bleibe sich im Konsumverhalten treu, mit Zahlen. Dieser „Generation Z“ sind Marken und Produktvielfalt weniger wichtig, sie jagt weniger Etiketten und Statussymbolen hinterher und stellt „Authentizität“ ins Zentrum ihrer Entscheidungen für Produkte und Dienstleistungen. „Mit der Generation Z schwingt das Pendel überraschend wieder in Richtung traditioneller Werte wie zum Beispiel Besitz, nur wenn ich es verdiene“, so die Studie.

 

Klassischer Umweltschutz oder intuitives Handeln?

Es ist nicht einerlei, vor welchem Hintergrund und mit welchem „Mindset“ eine Entscheidung für das „Einfache“ oder das „Ressourcenschonende“ getroffen wird. Trotzentscheidungen, um einen Kontrapunkt zu setzen oder um zu zeigen: „Ich gehöre aber zu diesen oder jenen und verzichte daher auf ?“ (und folge damit einem Trend), sind das Eine. Von anderer Qualität ist eine Entscheidung aber, wenn sie sich einfach aus der inneren Überzeugung und aus dem Wertgefüge ergibt. Auch ein aus Verboten und Geboten gezimmerter „Umweltschutz“ und damit ein gleichsam „vorgegebenes“ umweltfreundliches Verhalten bleibt in Wahrheit an der Oberfläche. Seine Triebfeder ist nicht ein die Mitwelt umschließendes Wertgefüge, es ist die Abschreckung möglicher Folgewirkungen. Umweltschutzmaßnahmen dieser Prägung werden, ihrer Herkunft entsprechend, demnach immer als Opfer, als Verzicht, als Einbuße empfunden werden.

 

Die „Generation Z“ auf Arne Næss' Spuren

Menschen können nicht „ökologisch handeln“, solange sie die Welt empfinden, als wären sie innerhalb des Wertgefüges, und außerhalb davon wäre ihre Lebensgrundlage, die Ökosphäre. Vielmehr wäre unser Handeln aus sich heraus „umweltgerecht“, wenn uns an ihr um ihrer selbst willen etwas läge. Wenn wir uns als Teil der Ökosphäre empfänden, so wäre öksystemkonformes Handeln nicht Opfer oder Mühsal. Es wäre einfach „normal“, so wie es für uns normal ist, für uns selbst, unsere Familien oder unsere Häuser, Wohnungen oder selbst unsere Autos Sorge zu tragen. So lautet das komprimierte Credo des Philosophen Arne Næss. Der als Begründer der Strömung der Transzendenten Ökologie angesehene Norweger Næss kommt zu der Einsicht, dass Fürsorge für all jenes empfunden wird, was vom eigenen Selbstverständnis umschlossen wird. Dies empfindet er als natürlichen Prozess, zu dem ebenso wenig moralischer Antrieb notwendig ist wie zum Atmen. Nach Næss bestimmen nicht moralische Wertvorstellungen aus sich heraus, sondern der Umfang dessen, was das „Ich“ ausmacht, wofür Wertschätzung und Fürsorge empfunden wird. Auch Næss sieht in allem Handeln, das zwar der „Umwelt“ nützt, jedoch als Opfer oder Verzicht empfunden wird, eine Einstellung auf tönernen Füßen. Lediglich durch Identifikation mit der belebten und unbelebten Mitwelt durch ein „ökologisches Ich“ würde unser Handeln aus sich heraus naturkonform sein, ohne als Einschränkung empfunden zu werden. „Care flows naturally, if the self is widened“, ist der Schlüsselsatz der Philosophie von Arne Næss. Eine Miteinbeziehung der Mitwelt in das Wertgefüge als Voraussetzung für intuitiv empfundene Fürsorge.

 

Wird der Klimaschutz zum „Mainstream“?

Schafft die europäische „Generation Z“ die Trendwende und trägt die Wertschätzung für die Ökosphäre – im Sinne von Næss – nicht nur auf der Zunge, sondern im Herzen und im Kopf? Vorsicht vor einem verklärenden Blick sei geboten. Die Konsequenzen vieler Aspekte des Konsumverhaltens (Stichwort „To Go“-Trend als Verpackungsturbo, Fernreisen etc.) sind offensichtlich vielen noch nicht bewusst, bei der Verankerung des neuen Selbstverständnisses ist jedenfalls Luft nach oben. Es durchzieht noch längst nicht alle Lebensbereiche. Glaubt man jüngsten Untersuchungen, ist die junge Generation in unserem Land auch beim Trennen des Mülls (ich dachte, das sei schon Bestandteil der österreichischen DNA!?) nicht mehr ganz so vorbildlich. Nicht immer, sagen wir es vorsichtig, findet die innere Einstellung eine entsprechende Ausformung im Verhalten.

Wenn aber nun in ganz Europa tausend Jugendliche im Windschatten von Greta Thunberg für den Schutz des Klimas auf die Straße gehen – und es wird nicht bei Aktionen wie dieser bleiben – zeichnet sich hier doch ein Wandel ab. Wenn es die junge Generation wirklich schafft, uns Alten vorzuleben, dass ihr der Schutz des Klimas und der Ökosphäre ein echtes Anliegen ist, nicht, weil sie gelesen oder gehört hat, es sei wichtig, sondern weil sie das einfach so empfindet, dann wäre das auch für den globalen Klimaschutz eine echte Trendwende. Dann passiert er nämlich einfach.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

DER AUTOR



Thomas Jakl
(* 1965) ist Biologe und Erdwissenschaftler. Er arbeitete bis 1991 an der Uni Wien, wechselte dann ins Umweltministerium.

Inzwischen ist er in leitenden Funktionen im Bereich des Umweltschutzes in verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen tätig. Unter anderem ist er Mitglied des Vorstandes des Forums Wissenschaft und Umwelt; er war Vorsitzender des Verwaltungsrates der EU-Chemikalienagentur. [ Privat]


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