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    Wikipedias Urahnen - zwischen Glauben und Wissen

Barbara Mader - Kurier   ex_url    2019-08-11    
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Was weiß denn ich? Warum die Wissenschaft mehr Fragen als Antworten hat und wir im Zeitalter des Wissens so viel glauben.
Das festgeschriebene Wissen, das von wissenschaftlichen Beiräten und Professoren editiert wurde, ist dahin.
„Die das kontrolliert haben, waren auch nur alte, weiße Männer“, sagte jemand kürzlich in einer Diskussion. (Andreas Schwarz   ex_url). 
Eine besonders dumme Äußerung, wenn man sieht, wieviel manipulativer Schrott des öfteren in wikipedia verbreitet wird. Kontrollieren da junge, schwarze Frauen? wink


wikipedia

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“, wusste schon Sokrates, und, soviel zumindest wissen auch wir: Viel besser ist es in den vergangenen 2400 Jahren nicht geworden. Auch im Jahr 2019 müssen wir mehr glauben, als wir wissen können. Nehmen wir etwa die Astrophysik: Kopernikus und sein Planetensystem, das konnte man ja noch ganz gut nachvollziehen. Konzentrische Kreise, darüber der Fixsternhimmel.

Und heute? Beschreibt die sogenannte Stringtheorie ein Universum mit elf Dimensionen. Abgesehen davon, dass sich nur wenige etwas darunter vorstellen können, ist diese Annahme schwer überprüfbar. Wir müssen sie glauben.

Wir leben also, so beschreibt es der Kulturforscher Thomas Macho, in einer Glaubensgesellschaft. Schon wieder. Das hatten wir schon, denn bis zur Aufklärung, als die Vernunft die Ideologie als universelle Urteilsinstanz ablöste und die Wissensgesellschaft ausrief, lebten wir ebenfalls in einer Glaubensgesellschaft. Damals wurde sie von den kirchlichen Institutionen mit großen Versprechungen und Drohungen aufrechterhalten – hier das Himmelreich, da die ewige Verdammnis in der Hölle. Zwar gab es auch in dieser finsteren Zeit immer wieder Querschüsse im Zeichen der Naturwissenschaft: Etwa, als Kopernikus Mitte des 16. Jahrhunderts darauf hinwies, dass die Erde doch keine Scheibe und nur ein Planet von vielen ist. Das tat ihm bekanntlich nicht gut. In einem der spektakulärsten Kirchenprozesse der Geschichte setzte die katholische Kirche sein Buch auf den Index verbotener Schriften und verfolgte alle Gelehrten, die sich damit identifizierten.

Und es kommt noch immer vor, dass Glauben und Wissen gar nicht so weit auseinander liegen. So beschreibt der britische Ethnosoziologe Edmund Leach was passiert, wenn wir in einem dunkeln Raum nach dem Lichtschalter suchen: Wir wissen nichts über diesen Raum und über seine Stromversorgung. Aber wir haben großes Vertrauen darauf, dass wir diesen Schalter finden, ihn betätigen und dass es dann hell wird. Das sei der Inbegriff einer magischen Operation, so Leach.

Dabei wächst das Fachwissen heutzutage rasant. Was auf der Strecke bleibt, ist die gute alte Allgemeinbildung. Doch auch auf die Experten ist kein Verlass, denn, so Macho, mit jeder neuen Erkenntnis gibt es wachsende Unvereinbarkeiten zu dem, was wir schon zu wissen glaubten. Und zwar ausgerecht bei sogenannten „exakten Wissenschaften“, den Naturwissenschaften.

„Allein in den vergangenen 200 Jahren hat es enorme Ungereimtheiten bei gewissen Grundannahmen gegeben, nehmen Sie etwa die Arbeiten von Isaac Newton und Albert Einstein, Gravitationstheorie versus Relativitätstheorie. Der Ausdruck ,exaktes Wissen’ ist also auch mit einem Fragezeichen zu versehen“, sagt Macho. „Alles, was wir wissen, kann jederzeit durch neues Wissen widerlegt werden. Das kann man als sehr beunruhigend empfinden. Man muss das als Mensch einmal aushalten.“

Wir haben Sehnsucht danach, die Unübersichtlichkeit der Welt durch Systeme, Klassifikationen, lexikalische Ordnungen, Vermessungen zu reduzieren: Das Problem ist allerdings, dass das Wissen darüber, wie unübersichtlich sie ist, schneller wächst, als die Systeme zur Beherrschung dieser Unübersichtlichkeit. Und das Internet hat alles, so scheint es, noch viel unüberschaubarer gemacht. Wie beruhigend waren doch die Zeiten, als in den Kinderzimmern sogenannte Jugendfibeln mit Namen wie „Welt kompakt“, oder „Alles, was man wissen muss“ das Universum zwischen zwei Buchdeckeln zusammenfassten. Und auch in Haushalten, die ansonsten über wenige Bücher verfügten, im Wandverbau dicke, in Leder gebundene Bände des „Brockhaus“ den Eindruck vermittelten, man verfüge über alles Wissen dieser Welt – in den eigenen vier Wänden.

„Unsere Devise lautet: Kein Pardon für Abergläubische, Fanatiker, Unwissende, Narren, Bösewichter und Tyrannen“, schreibt der Philosoph Denis Diderot im September 1762 an seinen Kollegen Voltaire. Mit seinem bahnbrechenden Projekt der „Enzyklopädie“ will er gemeinsam mit anderen Philosophen, Mathematikern, Künstlern, aber auch Handwerkern und weiteren Praktikern das Universum erklären und mittels Naturwissenschaft der Welt des Glaubens den Kampf ansagen: Seine „Enzyklopädie“, eine systematische Erfassung des Wissens, sollte zum Schlüsselwerk der Aufklärung und zum ersten Lexikon nach heutigem Verständnis werden.

Doch apropos Verständnis: Im Mittelalter war die Wissenschaft immer über das Klosterwesen organisiert. Vielleicht haben ja ausgerechnet die Erkenntnisse der Naturwissenschaft zunächst mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, weil die Welt nicht mehr so einfach mit dem Allmächtigen zu erklären war.

Kopernikus und Galileo Galilei veränderten die Ideen über die Ordnung des Kosmos, und mit der Entdeckung des Fernrohres und später des Mikroskopes zeigte sich, dass die Welt viel komplexer, sowohl im Kleinsten, als auch im Größten, als bisher gedacht, war. „Das Universum war plötzlich ein unbehauster Raum, der mehr Angst machte, als Zuversicht zu stiften“, beschreibt Kulturwissenschafter Macho die Zeit der Aufklärung. „Das neue Wissen überkam den Menschen wie eine schreckliche Heimatlosigkeit: Alles war viel größer, als wir es uns ausgemalt hatten – und der Mensch treibt plötzlich auf einem Ozean, auf dem er kein Ufer mehr erreicht.“

Die wissenschaftlichen Revolutionen des 17. und 18. Jahrhunderts beflügelten das Zeitalter der Aufklärung. Davor habe man stets versucht, „Analogien zwischen der göttlichen Welt und dem, was man hier beobachten konnte, herzustellen“, erklärt Literaturwissenschafter Norbert Bachleitner die bis dahin vorherrschende Suche nach der „Verbindung nach oben.“ Unsere Welt sei ein Abbild einer höheren Welt gewesen und man glaubte, durch das Studium der Natur Erkenntnisse über höhere Prinzipien zu gewinnen.
„Bei Diderot ist die Philosophie die Mutter aller Wissenschaften, während die Theologie, die bis dahin als Stammbaum alles Wissens galt, zurückgedrängt wird. In Diderots Enzyklopädie ist der Stammbaum die Philosophie, und die Theologie ist nur ein kleiner Zweig, der uns bestenfalls noch etwas über die Probleme der Bibelüberlieferung oder die Unarten der Päpste erzählen kann, aber sonst nichts.“

Mit der Enzyklopädie blies eine Gruppe von Freidenkern zum Generalangriff auf die Grundfesten der absolutistischen Gesellschaft: Gegen die unbeschränkte Macht des Königs, gegen staatliche Zensur, gegen die Herrschaft der katholischen Kirche, gegen Denkverbote. Königliche Beamte, Richter und die Kirche erkannten die Sprengkraft, die von diesem Projekt ausging, und versuchten, seine Verbreitung zu verhindern. Der Papst setzte es auf den Index der verbotenen Bücher, der König verbot es per Erlass. Zu seinen zahlreichen Verbündeten gehörte ausgerechnet die offizielle Mätresse des Königs, die einflussreiche Madame de Pompadour.

Der bürgerlich-liberale Geist der Aufklärung war auch in Österreich nicht willkommen. Die einige Jahre später bei uns verbreiteten Brockhaus und Meyer-Lexika waren hier zunächst verpönt, erläutert Bachleitner. Denn auf Liberalismus, antimonarchistische und religionskritische Ideen war man auch hier nicht neugierig.

Eine wirkliche Popularisierung von Enzyklopädien entstand erst im späteren im 19. Jahrhundert, und es sollte noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis Brockhaus und Co, in Leder gebunden, Platz in den Wandschränken bildungs-bürgerlicher Wohnzimmer nahmen.

Die Vorläufer von Wikipedia

Die Anfänge - 77 nach Christus: Plinius der Ältere schreibt die „Historia naturalis“, Deutsch „Naturgeschichte“. Es ist der erste vollständig überlieferte Versuch, eine Enzyklopädie über Tier und Mensch zu verfassen. Das Werk umfasst 37 Bücher mit insgesamt 2493 Kapiteln von 500 Autoren, darunter auch Aristoteles. Die Themen reichen von Geografie über Anthropologie und Zoologie bis zur Botanik.

Weltgeschichte in Deutsch und Latein -1493: In Nürnberg erscheint die universalhistorische Darstellung der Weltgeschichte des Nürnberger Stadtarztes und Historikers Hartmann Schedel (1440–1514) in einer lateinischen und einer deutschen Ausgabe – beide reich illustriert. Die Illustrationen, die bis heute zur Beliebtheit der Chronik beitragen, gehören zum Teil zu den ältesten authentischen Abbildungen von Städten überhaupt. Neben Schedels Chronik gab es noch weitere, weniger berühmte Annalen und Weltchroniken, die am Beginn der Renaissance aufkamen. 

Universalgeschichte - 1581: In Florenz erscheint die vierbändige Universalgeschichte des Gelehrten Girolamo Bardi (1544–1594). Er versuchte darin bereits eine Synchronisation der Ereignisse: In nebeneinanderstehenden Spalten vergleicht er, was in Rom, Persien und Griechenland zur gleichen Zeit passierte. Es ist der erste Versuch einer Art vertikaler Timeline, sortiert nach Weltreligionen.   

Der Philosoph Denis Diderot - 1751: Der erste Band der Enzyklopädie erscheint. Sie ist die berühmteste Enzyklopädie nach heutigem Verständnis. Entstanden unter der Herausgeberschaft des Philosophen Denis Diderot und des Mathematikers Jean Baptiste le Rond d’Alembert, enthält sie Beiträge weiterer 142 Bearbeiter wie Rousseau, Montesquieu und Voltaire. Sie ist eines der Hauptwerke der Aufklärung.

Encyclopædia Britannica -1768: Die erste Ausgabe der Encyclopædia Britannica erscheint. Herausgegeben in Edinburgh, ist sie ein Produkt der schottischen Aufklärung. Zunächst in wöchentlichen Lieferungen  für Abonnenten produziert, werden die ersten 100 Nummern 1771 in drei Bänden vereinigt. 1784 sind es bereits zehn. Um 1870 zieht der Verlag nach London und wird mit der Zeitung The Times verbunden. Später arbeitete der Verlag mit der Universität Cambridge zusammen. 2010 kann die Encyclopædia Britannica noch in Papierform erworben werden, seit 2012 nur noch digital. 

Das Maß aller Nachschlagewerke -1808: Friedrich Arnold Brockhaus kauft das unvollendete „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“. Rund 200 Jahre lang bleibt der Brockhaus im deutschen Sprachraum das Maß aller Nachschlagewerke. Die 30-bändige Ausgabe ist mehr als eineinhalb Meter breit und 70 Kilo schwer. 2008 übernimmt Bertelsmann die Marke Brockhaus und stellt kurz darauf die Print-Ausgabe ein. 

Wissenschaftlicher Austausch - 1989: Tim Berners-Lee stellt an der Forschungseinrichtung CERN (Bild) ein Hypertext-System vor, um Forschungsergebnisse mit Kollegen auszutauschen. Dazu werden  Artikel verflochten und ein „Web“ erstellt. Daraus entwickelt  sich ein über das Internet abrufbares System aus Dokumenten, die mit Hyperlinks verknüpft werden. Es kann Bilder, Texte, Videos einbetten und darstellen.


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